Zenit der Menschheit erreicht? Wissenschaftler schlagen Alarm


Blick auf überfüllte Stadt mit Smog und Verkehrskollaps. (Symbolbild)

Studien deuten darauf hin, dass der Mensch seine globale Spitzenphase überschritten hat – mit tiefgreifenden Folgen.

Klimakrise, Artensterben, Ressourcenmangel, geopolitische Spannungen – weltweit mehren sich die Anzeichen, dass die Menschheit vor einem Wendepunkt steht. Doch was, wenn dieser Punkt bereits überschritten ist? Ein neuer wissenschaftlicher Diskurs stellt die provokante Frage: Haben wir den Zenit unserer Zivilisation bereits hinter uns gelassen?

Globale Forschungsteams untersuchen, ob gesellschaftlicher Fortschritt, technologische Entwicklung und Umweltverträglichkeit noch im Einklang stehen – oder ob wir uns bereits in einer Phase der Überforderung und Selbstzerstörung befinden.

Der Begriff „Zenit“ stammt ursprünglich aus der Astronomie und beschreibt den höchsten Punkt am Himmel. Übertragen auf die Menschheit bezeichnet er den Höhepunkt zivilisatorischer Entwicklung. Seit Jahrhunderten ist der Fortschrittsglaube zentraler Bestandteil westlicher Kulturen. Von der Aufklärung über die industrielle Revolution bis zur digitalen Transformation war das Narrativ klar: Es geht immer weiter aufwärts.
Doch spätestens seit den 1970er Jahren warnen Wissenschaftler – erstmals prominent durch den Club of Rome – vor den „Grenzen des Wachstums“. Seither häufen sich Indikatoren, dass Wachstum nicht endlos möglich ist.

Ein Blick auf aktuelle Daten zeigt: Weltweit gehen Biodiversität, Fruchtbarkeit der Böden und Süsswasservorkommen drastisch zurück. Die Menschheit hat laut Earth Overshoot Day 2024 die ökologischen Ressourcen des Planeten bereits im Juli aufgebraucht. In der Schweiz lagen die Umweltbelastungen pro Kopf im internationalen Vergleich besonders hoch.

„Unsere Gesellschaft steht an einem Kipppunkt“, warnt etwa der deutsche Systemanalytiker Prof. Ugo Bardi. „Viele Bereiche – vom Klimasystem bis zur sozialen Stabilität – zeigen Symptome der Überlastung.“

Eine 2023 publizierte Studie der Universität Leeds untersuchte 14 planetare Belastungsgrenzen und stellte fest, dass neun davon bereits überschritten wurden – darunter CO₂-Ausstoss, Stickstoffeintrag und Flächenverbrauch. Gleichzeitig leben Milliarden Menschen unterhalb eines menschenwürdigen Lebensstandards.
Ein weiteres Indiz: Der Human Development Index (HDI) hat sich global stabilisiert – trotz technischem Fortschritt. Laut Experten ein Zeichen dafür, dass wir den Höhepunkt des „globalen Wohlergehens“ bereits überschritten haben könnten.

Der Schweizer Umweltaktivist Martin Arnold (ZH) erinnert sich an ein Gespräch mit seinem Enkel: „Er fragte mich, ob es im Jahr 2050 überhaupt noch Bäume geben wird. Ich konnte ihm keine ehrliche Antwort geben, ohne ihn zu beunruhigen.“
Diese Sorgen sind real: Klimawandel, soziale Ungleichheit und psychische Belastungen nehmen spürbar zu – und erreichen auch Menschen, die bisher kaum Berührung mit globalen Krisen hatten. Der Wunsch nach Orientierung und Zukunftsperspektiven wächst.

Auch wenn viele Indikatoren auf eine Phase des Rückgangs hindeuten, bleibt die Frage nach dem „Zenit“ offen – vor allem, weil er gesellschaftlich, nicht nur technisch oder ökologisch definiert ist. Entscheidend ist, ob es gelingt, die Entwicklung neu auszurichten: weniger auf Wachstum, mehr auf Resilienz und Lebensqualität.

Fest steht: Die Herausforderungen sind enorm, doch die Menschheit hat in der Vergangenheit immer wieder Wendepunkte gemeistert. Der kritische Diskurs darüber, wo wir stehen, ist der erste Schritt.

Diskutieren Sie mit: Leben wir über unsere Verhältnisse – oder gibt es noch Hoffnung für ein neues Gleichgewicht?

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