Wie Glarus im Vergleich mit anderen Kantonen das Verkehrsdilemma meistert
Der Kanton Glarus liegt eingebettet zwischen steilen Bergen, durchzogen von einer Hauptverkehrsachse – und mittendrin der Versuch, moderne Mobilität mit alpiner Realität zu verbinden. In Sachen Verkehr steht Glarus vor besonderen Herausforderungen, die ihn im nationalen Vergleich auf eine Sonderposition stellen. Was läuft gut? Wo hapert es? Und was tut der Kanton, um fit für die Zukunft zu werden?
Topografie als Dauerbremse – aber auch als Chance
Die geografische Lage von Glarus bestimmt seit jeher die Verkehrsplanung. Steile Täler, enge Kurven, begrenzte Siedlungsflächen – viel Spielraum bleibt nicht. Im Gegensatz zu flacheren Kantonen wie Zürich oder Bern kann Glarus nicht beliebig ausbauen, sondern muss das Beste aus dem vorhandenen Strassennetz machen. Das Resultat: Der Fokus liegt auf Erhalt statt Expansion.
Infrastruktur: Qualität vor Quantität
Glarus verfolgt eine klare Strategie: Bestehende Verkehrswege optimieren, statt neue zu schaffen. Besonders wichtig ist die Bahnverbindung zwischen Ziegelbrücke und Linthal, die als Rückgrat des öffentlichen Verkehrs gilt. Gleichzeitig soll der motorisierte Individualverkehr gezielt gelenkt werden – mit Umsteigepunkten und Knotenpunkten, die den Wechsel zwischen Auto, Velo, Bus und Bahn erleichtern.
Finanzen im schweizweiten Vergleich: Mittelmass mit Weitblick
Laut einer Studie von Infra Suisse investiert die Schweiz jährlich rund 2,8 Milliarden Franken in Kantonsstrassen. Glarus liegt dabei im Mittelfeld – weder besonders hoch noch auffallend tief. Zum Vergleich: Der Kanton Zug investiert überdurchschnittlich viel pro Kilometer, während Kantone wie Jura oder Obwalden deutlich sparsamer sind. Glarus’ Strategie: gezielte Investitionen in tragfähige Lösungen, anstatt in grossflächige Ausbauprojekte.
Unfallzahlen: Solide Bilanz mit Verbesserungspotenzial
Im Jahr 2023 registrierte die Schweiz insgesamt 53’470 Verkehrsunfälle, davon 18’254 mit Personenschaden. Glarus liegt in dieser Statistik im Mittelfeld. Besonders auffällig: Die meisten Unfälle ereignen sich bei schlechter Sicht, auf Landstrassen oder durch Ablenkung am Steuer. Im Vergleich zu urbanen Hotspots wie Zürich bleibt Glarus ruhiger, ist aber durch Witterung und Streckenführung stärker gefordert.
Zukunft: Interkantonale Kooperation statt Alleingang
Glarus sucht gezielt die Zusammenarbeit mit Ostschweizer Nachbarkantonen. Ziel: ein regional abgestimmtes Verkehrssystem, das Ressourcen bündelt und Synergien nutzt. Damit stellt sich der Kanton nicht nur logistisch, sondern auch politisch für die kommenden Jahrzehnte auf – mit Fokus auf Nachhaltigkeit, Digitalisierung und Effizienz.
Fazit: Kleine Fläche, grosse Aufgaben
Der Kanton Glarus mag flächenmässig zu den Kleinen gehören – doch in Sachen Verkehrspolitik denkt er gross. Mit realistischen Strategien, gezielten Investitionen und einer Portion Pragmatismus zeigt Glarus, wie man auch unter schwierigen Bedingungen zukunftsfähige Lösungen finden kann. Im Vergleich zu vielen grösseren Kantonen wirkt der Ansatz nicht spektakulär – aber dafür solide, durchdacht und bodenständig.
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