Zwischen digitalem Betrug und rückläufigem Diebstahl: Ist die Schweiz heute gefährlicher?
Ist die Schweiz krimineller geworden? Diese Frage bewegt die Gesellschaft immer wieder – besonders wenn spektakuläre Fälle Schlagzeilen machen. Doch was sagen die nackten Zahlen? Ein Vergleich der Kriminalstatistiken von 2005 und 2024 gibt überraschende Einblicke: Die Schweiz ist nicht grundsätzlich gefährlicher geworden – aber anders kriminell.
Weniger Einbrüche, weniger Diebstahl
Im Jahr 2005 wurden in der Schweiz rund 303’270 Straftaten registriert. Besonders häufig: Diebstahldelikte, darunter 204’996 Einbruchdiebstähle. Doch bereits damals war ein rückläufiger Trend erkennbar: Im Vergleich zu 2004 bedeutete das ein Minus von 10,5 %. In den Folgejahren sank die Zahl der Einbrüche weiter – nicht zuletzt dank besserer Prävention, Überwachungstechnik und höherer Polizeipräsenz.
Mehr Straftaten insgesamt – aber anders gelagert
Im Jahr 2024 wurden in der Schweiz 563’633 Straftaten erfasst – also fast doppelt so viele wie 2005. Doch ein Grossteil dieses Anstiegs geht auf das Konto neuer Deliktsarten, insbesondere im digitalen Raum. Die klassische Kriminalität ist in vielen Bereichen stabil oder sogar rückläufig.
Cybercrime: Die unsichtbare Welle
Mit 59’034 Fällen verzeichnete die Cyberkriminalität 2024 einen neuen Höchststand – ein Plus von über 35 % gegenüber 2023. Ganze 90 % dieser Fälle betreffen Cyber-Wirtschaftskriminalität wie Phishing, Identitätsdiebstahl und Online-Betrug. Die Täter operieren oft anonym, international und schwer nachverfolgbar – eine neue Herausforderung für Polizei und Justiz.
Gewaltverbrechen auf dem Vormarsch
Einen besorgniserregenden Trend zeigt auch die Entwicklung bei den Gewaltstraftaten. 2024 wurden 48’943 Gewaltdelikte registriert – eine Zunahme um 3,3 %. Besonders alarmierend: schwere Körperverletzungen nahmen um 16,9 % zu, Vergewaltigungen sogar um 29,4 %. Diese Zahlen werfen Fragen nach Prävention, Strafverfolgung und gesellschaftlichem Zusammenhalt auf.
Warum die Zahlen gestiegen sind – und was sie nicht sagen
Die höheren Fallzahlen erklären sich zum Teil auch durch verbesserte Erfassung, mehr Anzeigen und digitale Meldekanäle. Gerade bei Delikten wie Cybercrime oder sexueller Gewalt hat das Anzeigeverhalten zugenommen – was auf ein wachsendes Vertrauen in die Behörden hindeuten kann.
Fazit: Mehr Kriminalität – aber nicht mehr Gefahr
Die Schweiz ist heute nicht zwingend unsicherer – aber die Kriminalität ist komplexer, technischer und diffuser geworden. Die Zeiten von Wohnungseinbrüchen und Taschendiebstählen als häufigste Delikte sind vorbei. An ihre Stelle treten Online-Betrug, Identitätsmissbrauch und Gewaltdelikte mit psychologischer oder sozialer Komponente. Die Sicherheitslage bleibt unter Kontrolle – aber die Herausforderungen verändern sich.
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