Kostenexplosion im Gesundheitswesen – Krankenkassenprämien steigen weiter
Die Krankenkassenprämien in der Schweiz steigen unaufhörlich – und viele fragen sich: Wer kann sich Gesundheit künftig noch leisten?
Gesundheit darf kein Luxus sein – doch genau das scheint in der Schweiz Realität zu werden. Die stetig steigenden Krankenkassenprämien stellen Haushalte, Politik und Wirtschaft vor gewaltige Herausforderungen.
Seit Jahren warnen Experten vor einer Kostenexplosion im Gesundheitswesen. Die jährliche Prämienrunde wird zum Schreckmoment für Versicherte, insbesondere Familien und Menschen mit niedrigem Einkommen. Auch Reformvorschläge kommen zwar zahlreich, doch bisher ohne spürbare Wirkung.
Die Entwicklung betrifft alle – ob in Zürich (ZH), dem Tessin (TI) oder auf dem Land. Und sie wirft zentrale Fragen auf: Warum steigen die Kosten so rasant? Welche Verantwortung trägt der Staat? Und wie lässt sich das System reformieren?
Die lange Vorgeschichte steigender Gesundheitskosten
Das Schweizer Gesundheitssystem gilt als eines der besten der Welt – gleichzeitig aber auch als eines der teuersten. Die obligatorische Grundversicherung wurde 1996 eingeführt, um eine einheitliche Gesundheitsversorgung für alle sicherzustellen. Doch seither steigen die Ausgaben schneller als die Löhne.
Technologische Fortschritte, eine alternde Bevölkerung und der Wunsch nach medizinischer Spitzenversorgung treiben die Kosten in die Höhe. Gleichzeitig fehlt es an wirksamen Kostendämpfungsmechanismen. Viele Reformansätze scheitern an politischen Blockaden oder an der Vielzahl an Akteuren im Gesundheitswesen.
International betrachtet liegt die Schweiz seit Jahren an der Spitze bei den Pro-Kopf-Gesundheitsausgaben – vor Ländern wie Deutschland, Frankreich oder Kanada.
Aktuelle Lage in der Schweiz – Prämien als Haushaltsbelastung
Im Jahr 2025 liegt die durchschnittliche Krankenkassenprämie für Erwachsene bei über 400 Franken pro Monat – Tendenz steigend. In einigen Kantonen sind Zuwächse von bis zu 10 % im Vergleich zum Vorjahr zu verzeichnen. Besonders betroffen: Familien mit Kindern und Alleinerziehende.
Laut dem Bundesamt für Gesundheit (BAG) zahlen Schweizer Haushalte im Durchschnitt über 14 % ihres verfügbaren Einkommens für Krankenkassenprämien. Ein Wert, der sich in den letzten zehn Jahren fast verdoppelt hat.
Gesundheitsministerin Elisabeth Baume-Schneider erklärte im März 2025, dass eine „umfassende Strukturreform dringend notwendig sei, um das System langfristig finanzierbar zu halten“. Doch bisher gibt es kaum politische Einigkeit.
Reformideen – von Einheitskasse bis Kostenbremse
Reformvorschläge gibt es viele: Eine Einheitskasse, wie sie etwa die SP fordert, könnte Kosten sparen, trifft aber auf Widerstand bürgerlicher Parteien. Andere Ideen drehen sich um höhere Selbstbehalte, mehr digitale Prozesse oder eine striktere Kostenkontrolle bei Medikamenten und Spitälern.
Ein Vorschlag der Mitte-Partei: Ein sogenannter „Kostendeckel“ für die jährlichen Ausgaben. Überschreitungen müssten direkt von Kantonen oder Leistungserbringern getragen werden. Doch Experten warnen: Ein solcher Mechanismus könnte zu einer Rationierung von Leistungen führen.
Eine aktuelle Studie der Universität Zürich zeigt, dass eine Kombination aus moderaten Selbstbehalten, zentralisierter Medikamentenbeschaffung und Effizienzsteigerungen im Spitalbereich ein Sparpotenzial von bis zu 8 Milliarden Franken jährlich bieten könnte.
Einordnung und Ausblick
Die Krankenkassenprämien werden weiter steigen – das prognostizieren fast alle Fachleute. Umso dringlicher ist eine Reform des Systems. Doch der Weg dahin ist steinig, politisch umkämpft und voller Zielkonflikte.
Was bleibt, ist die Erkenntnis: Ein leistungsfähiges, solidarisches Gesundheitssystem kostet. Doch wie es gerecht finanziert wird, ist eine Frage, die bald beantwortet werden muss.
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