Neue Studien zeigen: Der Body Mass Index (BMI) ist kein zuverlässiger Indikator für Gesundheit und Körperfett.
Seit Jahrzehnten gilt der Body Mass Index (BMI) als Standard zur Bewertung von Übergewicht und Gesundheit. Doch aktuelle Forschungen stellen den Nutzen dieses Masses zunehmend infrage. Neue Erkenntnisse belegen: Der BMI kann irreführend sein und wichtige individuelle Faktoren wie Muskelmasse oder Stoffwechselgesundheit ignorieren. Wir erklären, warum der BMI in der Kritik steht und welche Alternativen es gibt.
Der BMI wurde bereits im 19. Jahrhundert vom belgischen Mathematiker Adolphe Quetelet entwickelt. Er errechnet sich aus Körpergewicht in Kilogramm geteilt durch die Körpergrösse in Metern zum Quadrat (kg/m²). Ursprünglich als statistisches Instrument gedacht, wurde der BMI später zum weltweiten Standard in der Gesundheitsbewertung – etwa zur Einschätzung von Übergewicht, Adipositas oder Untergewicht. Doch Experten kritisieren schon lange, dass er wichtige Aspekte wie Muskelanteil, Fettverteilung oder individuelle Gesundheitsmarker völlig ausser Acht lässt.
Neue Studien, unter anderem der Universität Basel und der Harvard Medical School, belegen: Viele Menschen mit „normalem“ BMI haben dennoch ein erhöhtes Risiko für Herzkrankheiten, während manche Menschen mit hohem BMI metabolisch gesund sind. Auch Schweizer Gesundheitsorganisationen wie die Schweizerische Gesellschaft für Ernährung (SGE) fordern inzwischen eine differenziertere Betrachtung. Besonders bei Sportlern, älteren Menschen und verschiedenen ethnischen Gruppen sind BMI-Werte oft wenig aussagekräftig.
Forscher betonen, dass der Fettanteil und die Fettverteilung im Körper bessere Indikatoren für Gesundheitsrisiken sind. Ein hoher Anteil an viszeralem Fett – also Fett um die inneren Organe – sei gefährlicher als subkutanes Fett unter der Haut. Auch andere Messmethoden wie der Taillen-Hüft-Quotient (WHR) oder umfassende Körperanalysen per DEXA-Scan gelten als wesentlich präzisere Alternativen. Eine Studie der WHO aus 2024 empfiehlt, den BMI künftig nur noch als grobes Screening-Tool einzusetzen und immer weitere Diagnosen hinzuzuziehen.
Für Sarah L., 29, aus Bern, war der BMI eine jahrelange Belastung: „Ich galt laut BMI immer als ‘übergewichtig’ – dabei habe ich intensiv Sport getrieben und fühlte mich fit. Heute weiss ich, dass mein Körper gesund ist, auch wenn die Zahlen etwas anderes sagten.“ Solche Erfahrungen machen deutlich, wie wichtig eine ganzheitliche Betrachtung der Gesundheit jenseits von reinen Zahlenwerten ist.
Der Body Mass Index bleibt ein einfaches Instrument – doch seine Aussagekraft ist begrenzt. Wer seine Gesundheit wirklich verstehen will, sollte zusätzliche Werte wie Körperfettanteil, Fitness und Stoffwechselmarker berücksichtigen. Die Medizin bewegt sich weg von starren Kategorien hin zu individueller Gesundheitsbewertung.
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