Anklage in Bern: Hochrangiger «falscher Polizist» vor Gericht

ByimTicker

Freitag, 25. April 2025 , , , ,

(Symbolbild: Kapo BE)

Ein mutmasslicher Drahtzieher einer Telefonbetrugsbande steht in Bern vor Gericht – es geht um 14 Fälle und 500’000 Franken.

Ein in der Türkei verhafteter Mann muss sich in der Schweiz vor Gericht verantworten. Ihm wird gewerbsmässiger Betrug und Geldwäscherei im grossen Stil vorgeworfen – als hochrangiges Mitglied einer Bande sogenannter «falscher Polizisten».

Betrugsanrufe durch sogenannte «falsche Polizisten» sind in der Schweiz seit Jahren ein wachsendes Problem. Die Täter geben sich als Sicherheitsbehörden aus und bringen meist ältere Menschen dazu, hohe Geldbeträge abzuheben und an angebliche Ermittler zu übergeben. Die Masche ist oft professionell organisiert, international vernetzt und schwer aufzuklären. Besonders perfide: Die Anrufe erfolgen mit gefälschten Nummern, die Schweizer Vorwahlen oder Polizeianschlüsse vortäuschen.

Die kantonale Staatsanwaltschaft für Wirtschaftsdelikte des Kantons Bern hat Anklage gegen einen 36-jährigen Mann erhoben, der als ranghohes Mitglied einer solchen Tätergruppe gilt. Zwischen Juni 2020 und November 2021 soll er 14 Betrugsfälle in verschiedenen Kantonen der Schweiz mitorganisiert haben – jeweils zum Nachteil älterer Personen. Dabei agierte er sowohl als Telefonist («Keiler») als auch als Logistiker, der Kurierpersonen rekrutierte und instruiert haben soll. Der Mann war im Februar 2024 in der Türkei verhaftet und an die Schweiz ausgeliefert worden. Die Anklage umfasst Deliktsbeträge von über einer halben Million Franken.

Die Ermittlungen der Kantonspolizeien Bern und Zürich förderten ein ausgeklügeltes System zutage. Die Tätergruppe analysierte gezielt Vornamen, um Senioren ausfindig zu machen – mit hoher Erfolgsquote. Die Opfer wurden durch Angstszenarien in stundenlangen Gesprächen manipuliert. Der nun angeklagte Beschuldigte soll laut Staatsanwaltschaft nicht nur operative Aufgaben gehabt, sondern zur Führungsebene der Bande gehört und direkt von den Erträgen profitiert haben. Es ist das erste Mal in der Schweiz, dass ein derart hochrangiger Akteur dieser Struktur vor Gericht steht.

Mit der Anklage gegen einen mutmasslich hochrangigen «falschen Polizisten» setzt die Justiz ein Zeichen. Der Fall zeigt, wie professionell und international Betrugsbanden agieren – und wie wichtig grenzüberschreitende Zusammenarbeit ist.

Verpasse keine News mehr! Aktiviere unseren kostenlosen Whatsapp-Kanal

Die mobile Version verlassen