Zunahme der Motorradunfälle: Sind 125er-Töffs zu leistungsstark für Jugendliche?


Fast täglich melden Polizeien Unfälle mit minderjährigen Lenkern, die mit ihrer 125er-Maschine verunfallt sind, wie hier in Gossau, wo ein 16-Jähriger in ein Postauto geknallt ist. (Foto: Kapo SG)

Die Zahl der Unfälle mit 125er-Motorrädern bei Jugendlichen ist in der Schweiz seit 2021 deutlich angestiegen. Grund dafür ist eine Gesetzesänderung, die 16-Jährigen erlaubt, diese leistungsstarken Fahrzeuge zu fahren. Experten fordern nun eine Rückkehr zum Mindestalter von 18 Jahren.

Hohes Unfallrisiko bei jungen Neulenkern
Das Bundesamt für Strassen (Astra) verzeichnete im Jahr 2023 bei Fahrern im Alter von 16 bis 18 Jahren insgesamt 580 Unfälle mit 125er-Motorrädern – fast dreimal so viele wie vor der Senkung des Mindestalters. Besonders besorgniserregend: Über 20 Prozent dieser Unfälle endeten schwer oder sogar tödlich. Laut Astra ereignen sich 55 Prozent der Unfälle auf Hauptstrassen, während 36 Prozent auf Nebenstrassen und 5 Prozent auf Autobahnen geschehen.

Gefährliche Mischung aus Unerfahrenheit und Risikobereitschaft
Die Hauptgründe für die vermehrten Unfälle liegen laut Experten in mangelnder Fahrpraxis und oft riskantem Verhalten der jungen Fahrer. Fahrlehrer Willi Wismer vom Zürcher Fahrlehrerverband beschreibt die Situation als „verantwortungslos“ und sieht die Jugendlichen mit den 125er-Motorrädern oft überfordert. In Grundkursen beobachte er häufig, dass gerade junge Männer die Geschwindigkeit und Gefahren nur schwer einschätzen könnten.

Rückkehr zum Mindestalter von 18 Jahren gefordert
Angesichts der alarmierenden Unfallzahlen fordern Wismer und andere Fachleute die Anhebung des Mindestalters für 125er-Motorräder auf 18 Jahre. Die bisherige Altersgrenze von 16 Jahren sei ein Fehler, da Jugendliche laut Wismer für die Nutzung solcher Maschinen zu unerfahren und risikobereit seien. Präventionsmassnahmen allein reichten nicht aus, um das Problem zu lösen.

Moto-Suisse sieht in 125er-Maschinen keine Gefahr
Markus Lehner von Moto-Suisse, der Vereinigung der Schweizer Motorradimporteure, hält eine Altersanhebung hingegen für unnötig. Laut Lehner sind die 125er-Maschinen sicher und umweltfreundlich und die höhere Unfallrate liege hauptsächlich an der zunehmenden Zahl der zugelassenen Motorräder. Mit über 57.000 Maschinen dieser Kategorie auf Schweizer Strassen sei ein proportionaler Anstieg der Unfälle erwartbar. Dennoch argumentiert Lehner, dass junge Fahrer durch Prävention lernen könnten, die Maschinen sicher zu beherrschen.

Warum wurde die Altersgrenze gesenkt?
Die Senkung des Mindestalters für 125er-Motorräder erfolgte, um die Schweizer Regelungen an EU-Vorgaben anzugleichen. Vor der Gesetzesänderung konnten 16-Jährige nur 50er-Motorräder fahren, die inzwischen als technisch veraltet gelten. Trotz des Widerstands von Fahrlehrerverband und der Beratungsstelle für Unfallverhütung (BFU) setzte sich die Harmonisierung der Regelungen durch.

Präventionsarbeit gegen Unfallrisiken
Um die Unfallzahlen zu senken, verstärken Polizei und Organisationen wie Roadcross ihre Präventionsmassnahmen. An Berufsschulen und Gymnasien führen sie Informationsveranstaltungen durch, um junge Fahrer für die Risiken der 125er-Maschinen zu sensibilisieren. Fahrlehrer Wismer sieht diese Massnahmen jedoch nur als vorübergehende Lösung und fordert langfristig eine erneute Anhebung des Mindestalters.

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