One Health Foundation fordert Gesundheitsprojekte im neuen EU-Naturschutzgesetz
In Europa ist etwa jeder siebte Todesfall auf Umweltfaktoren wie Luftverschmutzung zurückzuführen. Die Europäische Umweltagentur spricht von rund 14 % aller Todesfälle, die direkt mit Umweltbedingungen zusammenhängen. Im Juni 2024 tritt ein neues EU-Gesetz zur Wiederherstellung der Natur in Kraft – und es könnte eine Chance sein, diesen Missstand gezielt zu bekämpfen. Die One Health Foundation fordert, das Gesetz nicht nur ökologisch, sondern auch gesundheitspolitisch zu verstehen: mit konkreten Massnahmen zum Schutz der menschlichen Gesundheit im Sinne eines integrativen „One Health“-Ansatzes.
Die Umweltbedingungen in Europa haben unmittelbare Auswirkungen auf die Gesundheit der Bevölkerung. Laut der Europäischen Umweltagentur sind jährlich rund 14 % aller Todesfälle in der EU auf Umweltfaktoren zurückzuführen – insbesondere Luftverschmutzung, Schadstoffbelastung und Verlust natürlicher Lebensräume.
Vor diesem Hintergrund sieht das neue europäische Gesetz zur Wiederherstellung der Natur, das im Juni 2024 in Kraft tritt, erstmals systematische Massnahmen zur ökologischen Sanierung vor. Es verpflichtet die Mitgliedstaaten zur Wiederherstellung geschädigter Lebensräume und zur Förderung der Artenvielfalt. Dies betrifft Wälder, Moore, Flusslandschaften, aber auch städtische Räume.
Wie ansa.it berichtet, wurde bei einer Konferenz im Europäischen Parlament, organisiert von der One Health Foundation, der dringende Appell an Politik und Gesellschaft gerichtet, das Gesetz auch um gesundheitsbezogene Aspekte zu erweitern. Die Verbindung von Mensch, Tier und Umwelt müsse im Zentrum künftiger politischer und rechtlicher Massnahmen stehen, so die Stiftung.
Die One Health Foundation fordert die sofortige Umsetzung des Gesetzes in allen Mitgliedstaaten – und insbesondere eine aktive Führungsrolle Italiens. Die Präsidentin der Stiftung, Rossana Berardi, Professorin für medizinische Onkologie an der Polytechnischen Universität Marken, betont: „Die Gesundheit und das Wohlbefinden von Mensch, Tier und Umwelt sind eng miteinander verknüpft und voneinander abhängig.“ Es brauche daher umfassende Präventionsprogramme, die auf Umweltqualität, gesunde Lebensweise und Früherkennung von Krankheiten zielen.
Auf Einladung des Europaabgeordneten Matteo Ricci wurden im Parlament konkrete Vorschläge zur Integration eines One-Health-Ansatzes in das europäische Umweltrecht vorgestellt. Ziel ist es, Umwelt- und Gesundheitsziele gemeinsam zu denken, um die strukturellen Ursachen vieler Erkrankungen wirksam zu bekämpfen.
Der One-Health-Ansatz versteht Gesundheit nicht isoliert, sondern als Zusammenspiel zwischen Menschen, Tieren und Ökosystemen. Viele schwere Erkrankungen – etwa Tumore, Herz-Kreislauf-Leiden oder Atemwegserkrankungen – hängen nachweislich mit Umweltverschmutzung zusammen. Die WHO, das Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) und viele EU-Institutionen unterstützen diesen interdisziplinären Gesundheitsbegriff.
Laut One Health Foundation besteht durch das neue EU-Naturschutzgesetz erstmals die Möglichkeit, gezielt auch die menschliche Gesundheit durch ökologische Massnahmen zu stärken – etwa durch sauberere Luft, besseren Zugang zu natürlichen Erholungsräumen oder geringere Lärmbelastung in Städten. Die Stiftung weist zudem auf die Bedeutung von Bildung und öffentlicher Sensibilisierung hin, um gesundheitliche Prävention als gesamtgesellschaftliche Aufgabe zu etablieren.
Luftverschmutzung und Umweltbelastung sind keine abstrakten Phänomene, sondern wirken sich unmittelbar auf das tägliche Leben aus – vor allem in urbanen Regionen. Asthma, chronische Bronchitis oder Herzinfarkte sind in Städten mit hoher Feinstaubbelastung deutlich häufiger. Familien berichten von eingeschränkter Lebensqualität durch Lärm, verschmutzte Parks oder fehlende Grünflächen.
Die One Health Foundation organisiert seit über zwei Jahren Informationskampagnen in ganz Italien. Ziel ist es, das Bewusstsein für die enge Verbindung von Umwelt und Gesundheit zu schärfen – und die politische Debatte zu erweitern. Das neue EU-Gesetz bietet hierfür eine konkrete Chance, die in nationale Aktionspläne übersetzt werden muss.
Der One-Health-Ansatz gewinnt europaweit an Bedeutung. Das neue Gesetz zur Wiederherstellung der Natur könnte zu einem Wendepunkt werden – sofern es gesundheitspolitisch erweitert und konsequent umgesetzt wird. Die Forderung der One Health Foundation: Umweltpolitik darf nicht isoliert gedacht werden, sondern muss die körperliche und seelische Gesundheit der Menschen mit einbeziehen.
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