Die grossen Schweizer Traditionen wie Alpabzug, Hornussen und Schwingen verändern sich – doch sie sind lebendiger denn je
Ob im Emmental (BE), in Appenzell (AI) oder am Brienzersee (BE): Schweizer Traditionen sind mehr als Folklore. Sie stehen für Identität, Stolz und Heimatgefühl. Doch wie aktuell sind Brauchtümer wie Alpabzug, Hornussen oder Schwingen im 21. Jahrhundert noch? Ein Blick auf die Zahlen, Entwicklungen und Hintergründe zeigt: Zwischen Tourismus, Globalisierung und digitalem Wandel behaupten sich diese kulturellen Säulen erstaunlich kraftvoll.
Schweizer Traditionen sind tief in der Kulturgeschichte verwurzelt. Der Alpabzug markiert das Ende des Bergsommers und ist in vielen Regionen ein festliches Spektakel. Schwingen – das traditionelle Ringen – hat sich von der bäuerlichen Freizeitbeschäftigung zur publikumsstarken Sportart entwickelt. Hornussen, einst als „Bauern-Golf“ bezeichnet, gilt als nationaltypisch und ist besonders im Mittelland beliebt. In ihrer Ursprünglichkeit spiegeln diese Bräuche ländliche Lebensweisen und regionale Vielfalt.
Laut einer Erhebung des Bundesamts für Kultur (BAK) nehmen jährlich rund 400’000 Menschen an traditionellen Veranstaltungen teil. Der Eidgenössische Schwing- und Älplerfest (ESAF) zählt allein über 300’000 Besucher. Auch der Alpabzug zieht vermehrt internationale Gäste an, etwa im Berner Oberland (BE) oder im Kanton Graubünden (GR). Viele Gemeinden fördern ihre Bräuche mit Fördergeldern, Schulprojekten oder digitaler Vermittlung über Social Media.
Eine Studie der Universität Freiburg (FR) zeigt: Jugendliche interessieren sich zunehmend für regionale Bräuche – wenn sie modern präsentiert werden. So wird etwa beim Hornussen neuerdings auch mit Drohnen gefilmt, um die Sportart auf TikTok oder YouTube sichtbar zu machen. Das Eidgenössische Trachtenfest verzeichnete 2023 so viele jugendliche Besucher wie nie zuvor. Förderprogramme wie das Projekt „Living Traditions“ von Pro Helvetia stärken zudem die Weitergabe immateriellen Kulturerbes durch kreative Formate.
Die Schweizer Traditionen erleben keinen Niedergang – sie transformieren sich. Zwischen Social Media und Heimatverbundenheit entfaltet sich ein neues Selbstverständnis. Ob Jung oder Alt, Urban oder Ländlich: Die Bräuche sind Brücken zwischen Vergangenheit und Gegenwart.
Verpasse keine News mehr! Aktiviere unseren kostenlosen Whatsapp-Kanal