Verkehrsdebatte: Sind junge und alte Lenker wirklich das Problem auf unseren Strassen?
Wenn es kracht, werden sie schnell genannt: junge und alte Autofahrer. Die einen gelten als risikofreudig, die anderen als langsam und unaufmerksam. Doch wie viel Wahrheit steckt hinter diesen Vorurteilen?
Statistisch gesehen sind Fahranfänger unter 25 Jahren überdurchschnittlich oft in Unfälle verwickelt. Grund dafür sind mangelnde Erfahrung, Selbstüberschätzung und gelegentlich auch riskantes Fahrverhalten. Bei den Seniorinnen und Senioren ab 75 Jahren häufen sich dagegen Auffahrunfälle, Abbiegefehler oder Probleme beim Einspuren.
Doch Experten warnen vor pauschalen Urteilen. Die meisten Unfälle passieren in der Altersgruppe der 30- bis 60-Jährigen – also mitten im Leben. Junge und alte Lenker stechen nur deshalb hervor, weil sie statistisch in Randgruppen liegen und mediale Aufmerksamkeit auf sich ziehen.
Warum werden sie dann immer wieder ins Zentrum der Kritik gerückt?
Zum einen lassen sich Geschichten über jugendliche Raser oder orientierungslose Seniorinnen besonders leicht emotional aufladen. Sie liefern plakative Bilder – etwa vom „Rentner im Tramgleis“ oder vom „Teenager im Sportwagen“. Zum anderen sind sie in der politischen Debatte bequem: Forderungen nach strengeren Fahreignungstests, Alterskontrollen oder Auflagen für Neulenker lassen sich damit legitimieren.
Dabei wäre eine differenzierte Betrachtung sinnvoller. Verkehrserziehung, regelmässige Weiterbildung und technische Unterstützungssysteme helfen allen Altersgruppen. Altersdiskussionen lenken davon ab, dass Verkehrssicherheit eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe ist.
Junge wie alte Verkehrsteilnehmende verdienen Fairness statt Pauschalurteile. Wer wirklich für mehr Sicherheit sorgen will, muss in Bildung, Infrastruktur und gegenseitige Rücksicht investieren.