Neue US-Zölle: Politökonomin Stefanie Walter warnt vor Risiken für die Schweiz
Donald Trump plant neue Strafzölle, die weitreichende Folgen für den Welthandel haben könnten. Die Politökonomin Stefanie Walter von der Universität Zürich erklärt, warum auch die Schweiz betroffen sein könnte – trotz offener Märkte und gutem Ruf als Handelspartner.
Zoll-Zampano Donald Trump will am Mittwoch im Rosengarten des Weissen Hauses neue Zölle verkünden. Der sogenannte „Liberation Day“ sorgt bereits im Vorfeld für grosse Nervosität an den globalen Finanzmärkten. Seit Tagen zeigen die Börsen rote Zahlen, viele Unternehmen halten Investitionen zurück. Erst am Dienstag flackerte kurz Hoffnung auf: Vielleicht fällt das neue Zollpaket weniger drastisch aus als befürchtet.
Stefanie Walter, Expertin für internationale Wirtschaftsbeziehungen, ordnet ein, was auf Europa und speziell auf die Schweiz zukommen könnte. „Die Unsicherheit ist zurzeit das einzig Verlässliche“, sagt sie. Selbst hochrangige Mitglieder im Weissen Haus würden laut Medienberichten versuchen, die Massnahmen abzumildern.
Die Märkte reagieren entsprechend nervös. Sie spekulieren auf ein mittleres Szenario – doch sowohl positive als auch negative Überraschungen sind möglich. Der internationale Handel ist eng vernetzt, und jede Massnahme kann globale Auswirkungen entfalten.
Ein Hoffnungsschimmer für die Schweiz: Trump betont immer wieder, dass seine Politik auf reziproken Zöllen beruht. Länder wie die Schweiz, die auf Industriezölle verzichten, könnten davon profitieren. „Trotz Handelsüberschuss mit den USA ist nicht gesagt, dass die Schweiz direkt betroffen sein wird“, so Walter. Trotzdem bleibt ein Restrisiko – insbesondere dann, wenn europäische Unternehmen als Ganzes ins Visier geraten und die Schweiz mit ihnen in einen Topf geworfen wird.
Die Schweiz profitiert stark von offenen Märkten und der engen Integration in globale Lieferketten. Neue Zölle könnten diese Strukturen gefährden. „Es ist ein Trugschluss zu glauben, dass mehr Zölle automatisch mehr Jobs schaffen“, warnt Walter. Vielmehr drohen Gegenmassnahmen und Produktionsverlagerungen, die dem Standort Schweiz schaden könnten.
Trotz allem sieht die Ökonomin keine Rückkehr in protektionistische Zeiten: „Die Globalisierung ist nicht am Ende. Der Welthandel bleibt stark vernetzt, auch wenn er in gewissen Bereichen langsamer wächst.“ Für die Schweiz gelte es nun, wachsam zu bleiben und internationale Entwicklungen genau zu beobachten.
Ein Handelskrieg zwischen den USA und Europa hätte gravierende Folgen – wirtschaftlich wie geopolitisch. Die Schweiz könnte in einen Konflikt hineingezogen werden, den sie weder ausgelöst hat noch beeinflussen kann. Deshalb sind diplomatische Stärke und wirtschaftliche Flexibilität gefragt.
Die kommenden Wochen werden zeigen, wie ernst es Trump mit seinen Plänen meint – und ob die Welt erneut in eine Phase wirtschaftlicher Spannungen eintritt. Für die Schweiz heisst das: Strategisch denken, Partnerschaften pflegen und vorbereitet sein.
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