Bundesparlament prüft neue Regelung zur freien Aufteilung der Elternzeit – Zustimmung und Kritik halten sich die Waage.
Im Schweizer Parlament wird aktuell ein Vorschlag diskutiert, der die Elternzeit flexibler und partnerschaftlicher gestalten soll. Ziel ist es, die heute meist starre Aufteilung zwischen Mutter und Vater aufzubrechen und mehr individuelle Modelle zu ermöglichen. Während Befürworter von Gleichstellung und Familienfreundlichkeit sprechen, warnen Gegner vor Bürokratie und wirtschaftlichen Nachteilen. Die Debatte verläuft kontrovers – und sie betrifft fast alle jungen Familien im Land.
Aktuell beträgt der gesetzlich geregelte Mutterschaftsurlaub in der Schweiz 14 Wochen, Väter erhalten seit 2021 zwei Wochen Vaterschaftsurlaub. Der neue Vorstoss, der unter anderem von Vertreterinnen der Mitte und der SP getragen wird, sieht vor, einen gemeinsamen Elternzeit-Pool von beispielsweise 38 Wochen zu schaffen – dieser könnte dann frei zwischen den Eltern aufgeteilt werden.
In der Diskussion sind Modelle mit einer obligatorischen Mindestzeit pro Elternteil, um eine partnerschaftliche Aufteilung zu fördern. Auch eine flexible Aufteilung über das erste Lebensjahr des Kindes hinaus ist Teil des Entwurfs.
Befürworter betonen:
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Mehr Wahlfreiheit für Familien
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Bessere Vereinbarkeit von Beruf und Elternschaft
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Signal für Gleichstellung im Arbeitsleben
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Orientierung an EU-Vorbildern wie Schweden oder Deutschland
Kritiker, darunter Teile der SVP und FDP, warnen:
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Höhere Kosten für Arbeitgebende und Sozialwerke
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Gefahr von Personalengpässen in KMU
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Eingriffe in die unternehmerische Freiheit
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Bürokratischer Mehraufwand für kleine Betriebe
Die Wirtschaftskommission des Nationalrats zeigt sich derzeit uneinig – es wird mit Änderungen und Kompromisslösungen gerechnet.
Viele europäische Länder sind bei der Elternzeit bereits weiter. Beispiele:
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Schweden: 480 Tage Elternzeit, davon 90 Tage exklusiv pro Elternteil
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Deutschland: 14 Monate Elterngeld (mind. 2 pro Elternteil)
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Frankreich: Kombinationsmodelle aus Elternzeit und Teilzeitarbeit möglich
Die Schweiz gehört mit ihrem aktuellen Modell zu den Ländern mit der kürzesten gesetzlichen Elternzeit in Europa. Die politische Debatte ist daher auch Teil einer grundsätzlichen Aufholbewegung.
Elternverbände, Gewerkschaften und viele junge Familien unterstützen den Vorstoss. Die Organisation Pro Familia Schweiz spricht von einem „überfälligen Schritt zur Modernisierung der Familienpolitik“. Auf Seiten der Arbeitgebenden gibt es Zurückhaltung – besonders kleinere Unternehmen sorgen sich um Planbarkeit und Kosten.
In Online-Debatten zeigt sich die Bevölkerung gespalten: Während viele Gleichstellung fordern, sehen andere die Verantwortung eher in der Familie selbst als beim Staat.
Die Debatte um eine flexiblere Elternzeit trifft einen Nerv: Es geht um Gleichstellung, Familienfreundlichkeit und wirtschaftliche Umsetzbarkeit. Ob es zu einem breit getragenen Kompromiss kommt, bleibt offen – sicher ist nur: Die Diskussion wird weitergeführt.
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