Stromversorgungssicherheit Schweiz: Reserven bleiben nötig

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Donnerstag, 8. Mai 2025 , , , ,

ElCom (Symbolbild)

ElCom sieht trotz stabiler Lage weiter Unsicherheiten

Die Schweiz hat den Winter 2024/25 ohne grössere Versorgungsprobleme überstanden. Doch die Eidgenössische Elektrizitätskommission (ElCom) warnt: Die Risiken für die Stromversorgung bleiben hoch. Vor allem geopolitische Unsicherheiten und eine unklare Entwicklung bei Gasimporten werfen Fragen für die kommenden Winter auf. Deshalb empfiehlt die ElCom weiterhin substanzielle Reserven – auch über 2030 hinaus. Ziel ist, die Versorgungssicherheit unter zunehmend komplexen Bedingungen zu gewährleisten. Dieser Artikel zeigt, warum die Reservepolitik notwendig bleibt, wie die Lage heute aussieht und was mittelfristig auf die Schweiz zukommt.

Die Stromversorgung der Schweiz hängt stark von internationalen Energieflüssen ab – insbesondere im Winter. Im vergangenen Winter war sie durch gute Importmöglichkeiten abgesichert, auch dank der hohen Verfügbarkeit französischer Kernkraftwerke. Gleichzeitig entleerten sich Schweizer Speicherseen wegen hoher Spotmarktpreise und geringer Windkraftproduktion in Europa rascher als in den Vorjahren. Der Füllstand am Winterende lag aber über dem für Krisensituationen reservierten Wert. Das zeigt: Reserven funktionieren als Sicherheitsnetz.

Für den Winter 2025/26 beurteilt die ElCom die Ausgangslage grundsätzlich positiv. Die Risiken sind aber nicht verschwunden. Gaskraftwerke bleiben in Europa zentral für die Versorgung – und deren Brennstoff ist auf dem Weltmarkt unsicher. Besonders problematisch: Der aktuelle Stand der europäischen Gasspeicher ist niedrig, und es fehlen marktliche Anreize für eine schnelle Wiederbefüllung. Hinzu kommen geopolitische Spannungen, die den Gasmarkt zusätzlich unter Druck setzen. Auch das Schweizer Netz verzeichnet zunehmend Unausgeglichenheiten mit Auswirkungen auf Stabilität und Kosten. Laut news.admin.ch beobachtet die ElCom diese Entwicklungen laufend und passt regulatorische Massnahmen an.

Die mittelfristige Reserveplanung basiert auf zwei Analysen: einer Winterproduktionsanalyse und einer System-Adequacy-Analyse. Zielgrössen sind u.a. eine Selbstversorgungsfähigkeit von 22 Tagen im späten Winter und eine maximale Importabhängigkeit von 5 bis 7,5 TWh. Simulationen von Swissgrid zeigen: In Stressszenarien mit reduziertem Gas- und Kernkraftangebot reichen heutige Strukturen nicht. Deshalb empfiehlt die ElCom für 2030 eine Reserve von mindestens 500 MW – für 2035 sogar bis zu 1’400 MW. Der geplante stärkere Ausbau von Photovoltaik (PV) und die verlängerte Laufzeit des AKW Beznau bis 2033 wurden bereits berücksichtigt, ändern aber laut Prognose wenig an der strukturellen Importabhängigkeit im Winter.

Die ElCom hält trotz stabiler Lage an ihrer Reserveempfehlung fest – ein klares Zeichen, dass die Versorgungssicherheit aktiv gemanagt werden muss. Unsicherheiten in der Gasversorgung, der schleppende Ausbau der Erneuerbaren und strukturelle Netzprobleme machen eine Etappierung der Reservebeschaffung notwendig. Für die Bevölkerung bedeutet das: Versorgungssicherheit bleibt gewährleistet, aber sie ist kein Selbstläufer. Der Winter 2025/26 wird erneut zur Bewährungsprobe.

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