Putin sieht Frieden mit der Ukraine als unvermeidlich – trotz anhaltender Angriffe
ansa.it berichtet, dass Wladimir Putin in einem Dokumentarinterview erstmals offen über eine mögliche Aussöhnung mit der Ukraine spricht. Gleichzeitig setzt Russland seine Angriffe fort – mit Tausenden Drohnen und Bomben innerhalb weniger Tage. Der Zeitpunkt seiner Äusserungen ist aussergewöhnlich: wenige Tage vor dem 9. Mai, dem russischen Feiertag zum Gedenken an den Sieg über Nazi-Deutschland. In Kiew warnt Präsident Selenskyj vor zynischen Täuschungen – und lehnt einen russischen Waffenstillstand kategorisch ab. Dieser Artikel untersucht den geopolitischen Kontext, die strategischen Signale des Kremls und die Reaktionen der Ukraine und ihrer westlichen Partner.
Das Interview mit Wladimir Putin wurde im Rahmen der russischen Dokumentation „Russland. Kreml. Putin. 25 Jahre“ geführt. Darin äussert sich der russische Präsident ungewöhnlich offen über seine Sicht auf den Krieg in der Ukraine – und bezeichnet eine zukünftige Versöhnung mit dem „ukrainischen Teil des russischen Volkes“ als „unvermeidlich“. Diese Formulierung greift die alte imperialistische Erzählung Russlands auf, wonach Ukraine und Russland ein Volk seien.
Putin begründet den Angriff 2022 nicht mit einem lange vorbereiteten Plan, sondern mit einer „Enttäuschung über die andere Seite“, die das Donbass-Problem nicht friedlich habe lösen wollen. Rückblickend verteidigt er die Annexion der Krim 2014 als „historisch notwendig“. Ein echter Grosskonflikt mit dem Westen sei zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht möglich gewesen – Russland sei damals militärisch und wirtschaftlich nicht bereit gewesen.
Während Putin von Frieden spricht, erlebt die Ukraine in diesen Tagen eine massive Eskalation. Präsident Selenskyj zählt über 1.180 Drohnenangriffe, 1.360 gelenkte Bomben und 10 Raketenangriffe – allein innerhalb einer Woche. In Kiew brennen Häuser, in Tscherkassy ein Studentenwohnheim. Kinder und Erwachsene sind unter den Verletzten. Bürgermeister Klitschko meldet Brände in Hochhäusern und Einkaufszentren.
Diese Angriffe erfolgten nur Tage vor dem 9. Mai – jenem Datum, an dem Russland traditionell mit einer grossen Militärparade den Sieg im Zweiten Weltkrieg feiert. Putin lud dazu unter anderem Chinas Präsident Xi Jinping und Brasiliens Präsident Lula da Silva nach Moskau ein. Kiew lehnt einen von Russland vorgeschlagenen 72-Stunden-Waffenstillstand rund um diesen Feiertag jedoch als Täuschungsversuch ab.
Der ukrainische Präsident zeigt sich skeptisch: „Wir können keine Sicherheit für Gäste in Moskau garantieren.“ Selenskyj warnt vor „False-Flag“-Operationen – also möglichen Angriffen unter falscher Flagge, um die Ukraine international zu diskreditieren. Er fordert einen mindestens 30-tägigen Waffenstillstand als Bedingung für ernsthafte Friedensgespräche – eine Linie, die auch die USA unterstützen.
Gleichzeitig stellt Putin klar: Russland könne den Krieg auch ohne Atomwaffen zu Ende führen. Ein rhetorischer Spagat, der militärische Stärke signalisiert, aber auch Gesprächsbereitschaft vorspiegelt. Experten sehen in Putins Worten ein mögliches Signal an jene Staaten, die ihn am 9. Mai nicht isolieren wollen – darunter China und andere „neutrale“ Länder.
Die Zivilbevölkerung in der Ukraine leidet weiter. In der Hauptstadt löschen Rettungskräfte Nacht für Nacht Brände. Familien verlieren ihr Zuhause, Kinder werden verletzt. Die Zahl ziviler Opfer steigt täglich – trotz aller Appelle. Viele Ukrainer empfinden Putins Worte als zynisch und realitätsfern. Während internationale Gäste sich auf Moskaus Tribünen versammeln, erleben die Menschen in Kiew die andere Seite dieses Konflikts.
Die Warnung Selenskyjs ist deutlich: „Wir spielen dieses Spiel nicht mit. Wir schaffen keine angenehme Kulisse, in der sich Putin der Weltöffentlichkeit präsentieren kann.“ Die diplomatische Bühne wird zum Spiegelbild eines Krieges, der weit mehr ist als ein militärisches Ringen – es ist ein Kampf um Deutungshoheit, Narrative und internationale Solidarität.
Wladimir Putin will den Frieden mit der Ukraine – „früher oder später“. Doch derzeit bleibt dieser Frieden fern. Die Angriffe gehen weiter, die politischen Fronten verhärten sich. Während Moskau versucht, Normalität zu inszenieren, zeigt sich in der Ukraine das ganze Ausmass des Krieges. Ob sich Putins Worte bewahrheiten, hängt nicht nur von militärischer Stärke ab – sondern vom Willen zur echten Verantwortung und Wahrheit.
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