Wölfe in Nesslau: Schutz oder Abschuss?
Anfang März wurden drei Wölfe in Nesslau gesichtet. Drei SVP-Kantonsräte fordern den Abschuss der Tiere, da sie eine Gefahr für Kinder sehen. Der St.Galler Regierungsrat lehnt dies jedoch ab. Nun nimmt die Präsidentin des Vereins CH-Wolf Stellung.
Wölfe im Wohngebiet: Natürliches Verhalten oder Gefahr?
Am Morgen des 7. März sichtete eine Familie in Nesslau drei Wölfe in der Nähe ihres Hauses. Die SVP-Kantonsräte Fredy Louis, Ivan Louis und Lukas Huber reagierten mit der Forderung nach einem Abschuss. Sie argumentieren, dass Wölfe ihre Scheu vor Menschen verloren hätten und insbesondere Kinder gefährden könnten. Der Regierungsrat hingegen sieht keine rechtliche Grundlage für einen Abschuss.
Verein CH-Wolf widerspricht der Gefahreneinschätzung
Christina Steiner, Präsidentin von CH-Wolf, widerspricht in einer schriftlichen Stellungnahme der Darstellung der SVP-Politiker. Sie erklärt, dass eine Wolfsfamilie ein Gebiet von 200 bis 250 Quadratkilometern beanspruche, was etwa der Grösse des Kantons Zug entspricht. Dass sich Wölfe auch in bewohnten Gebieten aufhalten, sei nicht ungewöhnlich.
Sie betont, dass die Tiere ihre Scheu vor Menschen nicht verloren hätten. Es habe keine direkte Begegnung zwischen Wolf und Mensch gegeben. Laut Berichten seien die Kinder im Haus gewesen, als die Wölfe vorbeiliefen. Aussagen, wonach sie sich „wenige Minuten später an der Bushaltestelle hätten befinden können“, würden eine Gefahrensituation suggerieren, die nicht bestanden habe.
Vergleich mit Mutterkühen: Welche Gefahr ist grösser?
Steiner zieht einen Vergleich zur Gefährdung durch Mutterkühe. Jährlich gebe es Unfälle mit Schwerverletzten oder gar Toten durch Rinder. Trotzdem fordere niemand den präventiven Abschuss von Mutterkühen. Sie kritisiert, dass Berichte über Wolfsichtungen oft Panik auslösen, während schwere Unfälle mit Nutztieren kaum mediale Aufmerksamkeit erhielten.
Leben mit Wildtieren: Abschuss keine Lösung
Steiner plädiert für einen verantwortungsvollen Umgang mit Wildtieren. Der Mensch teile seinen Lebensraum mit anderen Spezies. „Wir können doch nicht einfach alles abschiessen, was uns unbequem ist oder wirtschaftlich nicht passt“, so Steiner. Statt vorschneller Massnahmen sei ein sachlicher Umgang mit der Thematik notwendig.
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