Neuer Batteriespeicher in Laufenburg AG im Fokus – ETH zweifelt an Redox-Flow-Technologie
In Laufenburg AG entsteht eines der ambitioniertesten Energieprojekte Europas: ein Batteriespeicher von gigantischem Ausmass, der das Stromnetz stabilisieren soll. Doch eine Studie der ETH Zürich bringt nun Zweifel auf – und stellt die verwendete Technologie infrage.
Der Speicher basiert auf der sogenannten Redox-Flow-Technologie. Anders als bei herkömmlichen Lithium-Ionen-Batterien wird der Strom hier in Flüssigkeitstanks gespeichert. Das Ziel: Netzschwankungen durch Sonnen- und Windenergie abfedern und die Versorgungssicherheit erhöhen. Laut Marcel Aumer, CEO des beteiligten Unternehmens Flexbase, kann der Speicher innerhalb von Sekundenbruchteilen Strom liefern. «Er reagiert sofort auf Schwankungen im Netz – das ist entscheidend für die Stabilität», erklärt Aumer.
Das Projekt, das mindestens eine Milliarde Franken kosten wird, wird von privaten Investoren aus dem DACH-Raum sowie Hochschulen und Technologiepartnern unterstützt. Der Bau soll im Frühling 2025 starten, die Inbetriebnahme ist für 2028 geplant.
ETH zeigt sich skeptisch
Trotzdem kommen kritische Töne aus der Forschung. ETH-Energieexperte Tobias Schmidt sieht für Redox-Flow-Batterien kaum eine Zukunft: «Unsere Szenarien zeigen, dass sich Lithium-Ionen-Technologie weltweit durchsetzen wird. Redox-Flow ist zu teuer und ineffizient für den Masseneinsatz.» Besonders der Automobilsektor, angeführt von China, treibe die Entwicklung von Lithium-Ionen-Batterien massiv voran. Die Folge: höhere Effizienz, sinkende Kosten und bessere Verfügbarkeit.
Flexbase widerspricht entschieden
Marcel Aumer hält dagegen. Für ihn sei Sicherheit das wichtigste Kriterium. «Eine Lithium-Ionen-Batterie kann in Brand geraten und ist dann kaum zu löschen – das ist ein enormes Risiko.» Die Redox-Flow-Technologie hingegen sei feuerfest, da sie auf einer reinen Flüssigkeitszirkulation beruhe.
Ein weiterer Vorteil aus seiner Sicht: Die Technik sei skalierbar und langlebig. «Unsere Anlage kann jahrzehntelang genutzt und bei Bedarf erweitert werden», betont Aumer. Er sieht die Schweiz hier als Vorreiter und möchte mit dem Projekt einen internationalen Standard setzen.
Energiewende braucht Speicherkapazität
Unabhängig von der Technologie herrscht Einigkeit über die Bedeutung von Speichern. «Die Energiewende steht und fällt mit der Verfügbarkeit günstiger und zuverlässiger Speicher», so ETH-Professor Schmidt. Nur wenn Strom auch dann zur Verfügung steht, wenn Sonne und Wind ausbleiben, kann der Übergang zu erneuerbaren Energien gelingen.
Mit dem Bau der Anlage in Laufenburg beginnt ein neues Kapitel in der Schweizer Energiezukunft. Ob sich Redox-Flow als Gamechanger erweist oder zur teuren Sackgasse wird – das bleibt offen. Klar ist: Der Wettlauf um die effizienteste Speicherlösung hat längst begonnen.
Fazit mit Ausblick
Das Projekt in Laufenburg zeigt, wie dynamisch und kontrovers die Energiewende diskutiert wird. Während die ETH auf Bewährtes setzt, geht Flexbase mutig einen anderen Weg. Die kommenden Jahre werden zeigen, welche Technologie sich durchsetzen kann – und ob Laufenburg zu einem Meilenstein oder Mahnmal der Energiegeschichte wird. Die Schweiz blickt gespannt auf den Startschuss im Frühling.
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