„SLF-Hydrologin Amber van Hamel misst Wassertemperaturen im Dischmabach bei Davos – Teil einer Studie zur Wassererwärmung in Europas Bergflüssen.“ (Bild: SLF)

Die Temperaturen in den europäischen Gebirgsflüssen und -bächen steigen, und die Folgen des Klimawandels werden immer deutlicher spürbar. Die neue Studie der SLF-Hydrologin Amber van Hamel untersucht die Trends und Risiken in knapp 180 Bergflüssen und warnt: Steigende Wassertemperaturen könnten ökologische Kippunkte erreichen, was die Versorgungssicherheit für Trinkwasser und Kühlwasser gefährdet.

Trend der Wassertemperatur in Europa: Über 1 Grad Anstieg in 30 Jahren

SLF-Forscherin Amber van Hamel und ihr Team untersuchten die Wassertemperaturentwicklung in den Alpen, Pyrenäen, dem Zentralmassiv und Skandinavien. Ein Ergebnis der Studie: Die mittlere Wassertemperatur hat in den letzten 30 Jahren pro Jahrzehnt um etwa 0,38 Grad Celsius zugenommen. An Standorten wie dem Schwarzbach in Österreich wurden in Extremfällen bereits Temperaturen von bis zu 28 Grad Celsius gemessen.

Bedeutung der Wassertemperatur für Ökosysteme und Industrie

Die zunehmend hohen Temperaturen beeinträchtigen die Biodiversität der Ökosysteme. Bei über 23 Grad Celsius steigt die Sterblichkeit der Forellen, und auch die Wasserqualität kann sinken. Für die Industrie kann eine solche Erwärmung zu Kühlungsproblemen führen, wodurch die Produktion gedrosselt werden müsste.

Saisonalität und Einflussfaktoren der Wassererwärmung

Van Hamels Studie identifiziert den Rückgang des Schmelzwassers durch mildere Winter und häufigere Dürreperioden als zusätzliche Erwärmungsfaktoren. Weniger Bodenfeuchtigkeit und Grundwasserzufluss verstärken den Effekt, vor allem im Sommer, was eine starke Erwärmung der Flüsse begünstigt.

Messstation im Dischmabach bei Davos. Alle zehn Minuten nehmen Sensoren hier wichtige Daten auf. (Foto: Amber van Hamel / SLF)

Häufigkeit von Extremtemperaturen nimmt zu

Extremtemperaturen sind häufiger geworden, vor allem in hochgelegenen Flüssen wie der Lonza und der Lütschine in der Schweiz. Im Vergleich zu 1994 haben diese Ereignisse um 38 Prozent pro Jahrzehnt zugenommen.

Forderungen nach verbesserten Prognosemodellen

Die Studie betont den Bedarf an robusteren Prognosemodellen, die neben Lufttemperaturen auch Faktoren wie Bodenfeuchte, Grund- und Schmelzwasser berücksichtigen. Dies sei laut van Hamel nötig, um der steigenden Zahl extrem warmer Tage und deren Folgen für Umwelt und Wirtschaft gerecht zu werden.

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