Wenige Wochen vor Saisonende wankt der Hamburger SV erneut. Das 2:2 bei Schalke 04 offenbart spielerische Defizite, ein fragiles Nervenkostüm – und heizt die Diskussionen um die Aufstiegschancen an.
Ernüchterung trotz Überzahl: HSV lässt Big Points liegen
Die Hamburger hatten beim Auswärtsspiel auf Schalke eigentlich alle Trümpfe in der Hand. Bereits nach wenigen Minuten musste der Gastgeber nach einem rüden Foul von Kapitän Karaman mit zehn Spielern auskommen. Doch anstatt aus der personellen Überlegenheit Kapital zu schlagen, lieferte der HSV eine fahrige und fehleranfällige Vorstellung ab. Zwar traf Emir Sahiti doppelt, doch die Gastgeber belohnten sich für ihren leidenschaftlichen Auftritt mit dem späten Ausgleich durch Moussa Sylla.
Emotionen auf dem Rasen: Nervosität statt Selbstbewusstsein
Besonders der offen ausgetragene Streit zwischen Jean-Luc Dompé und William Mikelbrencis nach Abpfiff zeigt, wie angespannt die Lage bei den Hanseaten ist. Trainer Merlin Polzin und Mittelfeldspieler Jonas Meffert bemühten sich zwar um eine Entschärfung und sprachen von einer „Meinungsverschiedenheit unter Brüdern“, doch der Eindruck bleibt: Die Nerven flattern – wie so oft in den letzten Jahren im Saisonendspurt.
Fehlgriffe in der Startelf – ohne Stürmer zum Unentschieden
Überraschend verzichtete Polzin in der Startelf auf beide nominellen Mittelstürmer, Davie Selke und Robert Glatzel. Die Idee, mit schnellen Spielern wie Pherai und Königsdörffer hinter die Schalker Abwehr zu kommen, ging nur in Ansätzen auf. Pherai blieb blass und wurde zur Pause ersetzt, Glatzel kam erst spät in die Partie. Für Selke dürfte die Nichtberücksichtigung sportlich wie vertraglich Folgen haben: Da er nicht mehr auf die nötigen Startelf-Einsätze kommt, verlängert sich sein Vertrag nicht automatisch.
Zuschauerzündelei als Wendepunkt?
Nachdem der HSV direkt nach der Pause auf das dritte Tor drängte, kam es zu einem folgenschweren Zwischenfall: Aus dem Gästeblock wurden Feuerwerkskörper auf den Rasen geschossen – Schiedsrichter Osmers unterbrach das Spiel. Anschliessend verlor der HSV die Spielkontrolle, agierte fahrig und liess sich von den kampfstarken Schalkern den Sieg entreissen. Coach Polzin wollte dies zwar nicht als alleinigen Grund gelten lassen, betonte jedoch, dass die Mannschaft selbstkritisch mit der Situation umgehen müsse.
HSV vor dem Scheideweg: Rückkehr ins Oberhaus oder wieder ein Drama?
Trotz der aktuellen Unsicherheiten bleibt festzuhalten: Der HSV hat den Aufstieg noch in eigener Hand. Die restlichen Gegner – unter anderem der Karlsruher SC, Wolfsburg und Holstein Kiel – sind auf dem Papier machbar. Doch die Geschichte der letzten Jahre zeigt: Die grössten Gegner der Hamburger sind oft sie selbst.
Mit einem überzeugenden Heimsieg gegen Karlsruhe am kommenden Sonntag könnte der HSV laut der sportschau wichtige Weichen stellen. Ein weiterer Ausrutscher hingegen könnte das siebte Jahr im Fussball-Unterhaus besiegeln – und das Zittern wieder einmal eskalieren lassen.
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