Zernez, Glarus Süd und Bagnes verbindet eine stille Stärke
Zernez, Glarus Süd und Bagnes – das sind die drei flächenmässig grössten Gemeinden der Schweiz. Zusammen nehmen sie über 1’300 Quadratkilometer ein, fast so viel wie der gesamte Kanton Zürich. Trotz ihrer Grösse kennt sie kaum jemand. Was verbindet diese Giganten der Fläche?
Dieser Artikel beleuchtet, was die drei Gemeinden gemeinsam haben, wo sie sich unterscheiden – und warum ihre Grösse mehr Herausforderung als Ruhm bedeutet.
Die drei grössten Gemeinden der Schweiz sind:
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Zernez (GR) – 343 km²
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Glarus Süd (GL) – 430 km²
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Val de Bagnes (VS) – 282 km²
Ihre heutigen Dimensionen entstanden durch Gemeindefusionen in den letzten zwei Jahrzehnten – ein politisch gewollter Schritt zur Effizienzsteigerung. Diese Gemeinden erstrecken sich über weite Täler, Gebirge, Gletscher und Naturparks. Gemeinsam ist ihnen ihre Lage in alpinen Regionen, geprägt von dünner Besiedelung, saisonalem Tourismus und schwieriger Infrastruktur.
Trotz ihrer Grösse kämpfen alle drei Gemeinden mit ähnlichen strukturellen Problemen:
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Demografischer Wandel, besonders Abwanderung junger Menschen
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Hohe Kosten für Infrastrukturpflege bei geringer Steuerkraft
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Geringe politische Sichtbarkeit im Vergleich zu urbanen Zentren
Zernez etwa ist stark vom Schweizerischen Nationalpark geprägt. In Glarus Süd liegt ein Drittel der Gemeindefläche im hochalpinen Raum, und in Bagnes überwiegen Zweitwohnungen – besonders im Wintersportort Verbier. Tourismus ist zwar präsent, aber saisonal und anfällig für Klimaschwankungen.
Was auffällt: Alle drei Gemeinden sind Verwaltungseinheiten der Neuzeit. Ihre jetzige Form ist kaum älter als 15 Jahre. Sie sind Produkt von Fusionsstrategien, nicht historisch gewachsen wie viele kleinere Gemeinden.
Alle drei bieten extreme Naturvielfalt:
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Zernez beheimatet den grössten Teil des Nationalparks
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Glarus Süd umfasst gleich mehrere Gebirgsketten und das Glarner Hinterland
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Bagnes reicht von Rebbergen bis zu Gletschern
Gleichzeitig sind sie auch Grenzregionen: zu Italien, zu anderen Sprachräumen oder zu kantonalen Übergangsgebieten. Diese Peripherieposition führt zu einer gewissen Isolation – sowohl physisch als auch medial.
Zernez, Glarus Süd und Bagnes verbindet mehr als ihre Fläche:
Sie stehen exemplarisch für das neue Bild ländlicher Schweiz – riesig, ruhig, resilient. Ihre Herausforderungen ähneln sich, ihre Potenziale auch: nachhaltiger Tourismus, dezentrale Energiegewinnung, Naturerhalt.
Die Schweiz täte gut daran, diese „stillen Giganten“ ernster zu nehmen – als Raum für Zukunft, nicht als Restfläche der Vergangenheit.
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