Bauen in der roten Zone: Wallis vergibt systematisch Baubewilligungen in Hochwassergebieten

Trotz Hochwassergefahr und Warnungen des Bundes wird im Wallis in gefährlichen roten Zonen weiterhin gebaut. Eine Datenanalyse zeigt, dass in den letzten acht Jahren mehr als 430 Neubauten in diesen Zonen errichtet wurden – mehr als doppelt so viele wie im Rest der Schweiz.

Kritik an der Baupraxis
Das Wallis hat besonders viele rote Zonen, die als Gebiete mit extrem hoher Gefahr gelten, wie etwa im Rhonetal, wo häufig Hochwasser droht. Obwohl in solchen Zonen das Bauen grundsätzlich verboten ist, vergibt der Kanton weiterhin grosszügig Baubewilligungen. In den letzten acht Jahren wurden hier rund 430 neue Gebäude errichtet, während im restlichen Teil der Schweiz nur rund 170 Neubauten in vergleichbaren Zonen entstanden sind.

Gefahr bewusst in Kauf genommen
Der Hydrologe Andreas Zischg, der die Daten für SRF ausgewertet hat, kritisiert diese Praxis. Wissenschaftlich sei es nicht sinnvoll, in derartigen Gefahrenzonen zu bauen, da das Risiko von Schäden bewusst in Kauf genommen werde. Sollte in den kommenden Jahren ein Hochwasserereignis eintreten, könnte dies katastrophale Folgen haben.

Sonderregeln im Wallis
Seit über 15 Jahren gibt es im Wallis Sonderregelungen, die unter bestimmten Voraussetzungen das Bauen in roten Zonen erlauben. Diese Verordnungen wurden im August 2024 erneuert. Zu den Auflagen gehören etwa Fachgutachten, Schutzmassnahmen und ein Evakuierungsplan. Ausnahmen gelten insbesondere bei sogenannten «statischen» Überschwemmungen, bei denen das Hochwasser langsam ansteigt und Zeit für eine Evakuierung bleibt.

Bundesamt für Umwelt rät vom Bauen ab
Das Bundesamt für Umwelt (Bafu) hat bereits vor zwei Jahren dem Wallis dringend empfohlen, das Bauen in der roten Zone zu unterlassen. Eine zentrale Rechtfertigung für die Bewilligungen sei die geplante Umsetzung des Hochwasserschutzprojekts, der sogenannten 3. Rhonekorrektion. Doch dieses Projekt kommt nur langsam voran, und kürzlich beschloss die Walliser Regierung eine Redimensionierung, was zu weiteren Kritiken führte.

Fully: Eine von vielen betroffenen Gemeinden
Ein Viertel aller Neubauten in roten Zonen der Schweiz wurden in der Gemeinde Fully errichtet. Die Gemeindepräsidentin Caroline Ançay-Roduit betont, dass sich die Gemeinde auf die Empfehlungen des Kantons verlasse und Baugesuche nicht genehmige, wenn der Kanton davon abrät. Staatsrat Franz Ruppen, verantwortlich für die Prüfung der Baugesuche, betont, dass die Sicherheit an oberster Stelle stehe, man jedoch ohne Baubewilligungen in der roten Zone keine Raumplanung in Regionen wie Fully machen könne.

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