Ermittler suchen nach Gipsabdruck und rekonstruieren Tatdynamik – Stasi-Verteidigung fordert Neubewertung
Im Mordfall Chiara Poggi gibt es neue Ermittlungen: Fussabdruck 33 und Blutspuren rücken erneut in den Fokus – auch die Tatwaffe bleibt ein Rätsel.
Im Fall Garlasco richten sich die Ermittlungen auf Fussabdruck 33, Blutspuren und eine unbekannte Tatwaffe – Stasis Verteidigung fordert neue Analysen.
Die Ermittlungen im Mordfall Chiara Poggi, die 2007 in Garlasco getötet wurde, sind wieder aufgenommen worden. Im Zentrum steht dabei erneut der sogenannte Abdruck 33, ein partieller Fussabdruck, der damals an einer Tür in der Villa der Familie Poggi gesichert worden war. Der zugehörige Gipsabdruck soll ursprünglich vom Putz der Treppenwand stammen – ein Material, das laut ansa.it berichtet möglicherweise vernichtet wurde, da das Urteil gegen Alberto Stasi rechtskräftig ist.
Stasi war 2015 wegen Mordes an seiner Freundin zu 16 Jahren Haft verurteilt worden. Nun aber wird das gesamte Beweismaterial erneut wissenschaftlich geprüft – nicht nur im Hinblick auf die genetischen Spuren, sondern auch auf die dynamische Rekonstruktion des Tathergangs. Ziel ist es, offene Fragen zur Tatwaffe, den Blutspuren und weiteren DNA-Profilen zu klären
Die Staatsanwaltschaft Pavia lässt in neuen Untersuchungen insbesondere zwei DNA-Profile analysieren, die an den Fingernägeln des Opfers gefunden wurden – eines davon wird Andrea Sempio zugeschrieben, einem Freund des Bruders der Getöteten. Zusätzlich rücken weitere Fussabdrücke in den Fokus: etwa ein Teilabdruck in Schuhgrösse 36/37, der auf eine weibliche Person hindeuten könnte.
Parallel dazu wird versucht, aus den zahlreichen Blutspuren im Haus mittels Pattern Blood Analysis (PBA) Rückschlüsse auf den genauen Tathergang zu ziehen. Die Tatwaffe konnte bisher nicht eindeutig identifiziert werden. Auch hier sollen die Verletzungsmuster neu bewertet werden.
Die Verteidigung von Alberto Stasi will ihrerseits durch ein Gutachten belegen, dass sich im Gipsabdruck von Abdruck 33 möglicherweise verwertbares biologisches Material befindet. Das würde die Grundlage für neue Bewertungen schaffen – sowohl im Hinblick auf die Täterschaft als auch auf mögliche Mittäter.
Die Ermittler prüfen derzeit die Hypothese eines gemeinschaftlich begangenen Verbrechens. Diese Annahme wird sowohl von den Strafverfolgungsbehörden als auch von der Verteidigung geteilt. Sollte es gelingen, belastbare neue Spuren zu sichern, könnte dies zur Wiederaufnahme des Verfahrens führen – insbesondere, wenn Dritte stärker in den Fokus rücken.
Die Einbindung moderner forensischer Techniken, wie differenzierte DNA-Analysen und digitalisierte Blutspurenauswertung, eröffnet in diesem alten Fall neue Möglichkeiten. Die Justiz steht nun vor der Frage, ob das damalige Urteil in einem vollständig neuen Licht betrachtet werden muss.
Die Neuermittlungen im Fall Garlasco könnten zu einem Wendepunkt führen – und damit zu einem der aufsehenerregendsten Justizfälle Italiens zurückkehren. Die Suche nach dem Gipsabdruck, die Analyse der Fussspuren und die Deutung der Blutmuster sollen dabei helfen, offene Fragen zu klären. Die Verteidigung fordert eine umfassende Neubewertung – und hält sogar die Entlastung von Alberto Stasi für denkbar. Ob es zu einem neuen Prozess kommt, wird nun entscheidend von den Ergebnissen der Spurensicherung abhängen.
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