Blatten VS evakuiert: Murgang vom Kleinen Nesthorn droht


Kleinen Nesthorn im Lötschenta VS l (Bildquelle: aargauerzeitung.ch)

1,5 Millionen Kubikmeter Fels bereits abgebrochen – Gefahr im Lötschental bleibt hoch

Die Gemeinde Blatten im Wallis wurde am Montagmorgen wegen akuter Bergsturzgefahr evakuiert. Die Ostflanke des Kleinen Nesthorns bewegt sich weiter – ein massiver Felsabgang droht.

Ein spektakulärer Naturvorgang sorgt im Walliser Lötschental für höchste Alarmstufe: Oberhalb von Blatten VS, am Kleinen Nesthorn, droht ein gewaltiger Felssturz. Bereits ein Drittel der instabilen Gesteinsmasse ist abgegangen – die Behörden haben sofort reagiert. Seit Montagmorgen ist das Dorf vollständig evakuiert. Der Krisenstab arbeitet rund um die Uhr, die Armee wurde zur Unterstützung angefragt. Was ist bisher geschehen, wie ernst ist die Lage – und wie geht es für die betroffenen Menschen weiter?

Das Kleine Nesthorn ist ein markanter Gipfel in den Berner Alpen, direkt über dem Walliser Lötschental. Das steile Gelände, geprägt von Gneis- und Schiefergestein, ist seit Tagen in Bewegung. Der Hang zeigt laut Geologen zunehmende Beschleunigung. Bewegungen in dieser Grössenordnung erinnern an frühere Bergstürze – etwa in Bondo GR (2017) oder Brienz BE(2023). Die zunehmenden Temperaturwechsel und die Gletscherschmelze setzen den Hochgebirgen sichtbar zu. Experten sprechen längst von einer neuen Phase alpiner Instabilität.

Am Montag ordnete der Regionale Führungsstab Lötschental die sofortige Evakuierung von Blatten VS an – mit Ausnahme der beiden Weiler Eisten und Ried. Die betroffenen Bewohner mussten in kürzester Zeit das Nötigste packen und ihre Häuser verlassen. Die Kantonsstrasse zwischen Wiler und Fafleralp wurde gesperrt. Laut aargauerzeitung.ch sind bereits rund 1,5 Millionen Kubikmeter Felsmasse abgebrochen – das entspricht etwa einem Drittel der insgesamt instabilen Zone. Das Ausmass eines potenziellen Gesamtabgangs wird auf bis zu 5 Millionen Kubikmeter geschätzt. Ein Vertreter der Armee hat sich laut Krisenstab bereits am Montagabend in die Lagebesprechungen eingebracht.

Jelena Kalbermatten, Journalistin beim Walliser Boten und selbst Evakuierte, schildert eindrücklich: „Dann begann die Zeit des Wartens. Und das ist das Schlimmste.“ Viele Einwohner standen am Montagmorgen plötzlich vor der Frage, ob sie ihr Zuhause je wiedersehen würden. „Ich fuhr in die Höhe, um den Berg zu beobachten – und zum ersten Mal wurde mir richtig bange“, schreibt Kalbermatten. Ihre Perspektive zeigt: Der drohende Bergsturz ist nicht nur eine physikalische Gefahr – er trifft die Bevölkerung auch emotional.

Der Berg bewegt sich – und mit ihm die gesamte Region. Noch ist unklar, wann und in welchem Ausmass sich der grosse Abbruch am Kleinen Nesthorn ereignen wird. Die Behörden bleiben in höchster Alarmbereitschaft, die Bevölkerung ist in Sicherheit – doch die Angst bleibt. Die nächsten Tage werden entscheidend sein.

Verpasse keine News mehr! Aktiviere unseren kostenlosen Whatsapp-Kanal

Die mobile Version verlassen