De Niro kritisiert Trump, Binoche gedenkt Gaza – Kunst als Widerstand auf grosser Bühne
Die 78. Filmfestspiele von Cannes haben mit einer emotionalen, politisch aufgeladenen Zeremonie begonnen. Schauspielikone Robert De Niro wurde mit der Ehrenpalme ausgezeichnet und nutzte die Bühne für einen leidenschaftlichen Appell gegen Faschismus und für kulturelle Freiheit. Jurypräsidentin Juliette Binoche erinnerte an die Opfer des Nahost-Konflikts – ein Abend voller Symbolkraft, vereint durch die Kunst. ansa.it berichtet.
Die Filmfestspiele von Cannes gelten als weltweit renommiertestes Festival für Autorenkino. Seit 1946 zieht das Ereignis jährlich Stars, Regisseure und Filmschaffende aus aller Welt an die Côte d’Azur. Die diesjährige Ausgabe steht unter dem Eindruck globaler Krisen und künstlerischer Verantwortung. Robert De Niro, inzwischen 81 Jahre alt, erhielt die Ehrenpalme d’Or für sein Lebenswerk – ein Moment mit hoher historischer Aufladung: Sein Cannes-Debüt feierte er 1973 mit Taxi Driver, sein letzter Auftritt war 2023 mit Killers of the Flower Moon.
Im Zentrum der Eröffnung stand die Rede De Niros, der nicht nur sein Werk würdigte, sondern in ungewohnt politischem Ton gegen Donald Trump ausholte. Der frühere US-Präsident hatte in seiner Amtszeit die Kulturförderung beschnitten und neue Zölle für ausländische Filme gefordert. De Niro machte deutlich: „Kunst macht Faschisten Angst.“
Die Eröffnungsfeier wurde im Grand Théâtre Lumière vor einem internationalen Publikum abgehalten. Mit vier stehenden Ovationen wurde De Niros Auftritt zum bewegenden Höhepunkt. Leonardo DiCaprio, Laudator und langjähriger Weggefährte, nannte ihn ein „lebendes Vorbild, das das Kino neu definiert hat“.
In seiner Rede verurteilte De Niro scharf die Angriffe auf Bildung und Kultur durch die Politik. „Wir müssen heute sofort handeln, ohne Gewalt, aber mit Leidenschaft und Entschlossenheit. Die Demokratie steht auf dem Spiel“, sagte er unter grossem Applaus. Die Botschaft war klar: Künstler sollen nicht schweigen, wenn Freiheit in Gefahr ist.
Auch Juliette Binoche, diesjährige Jurypräsidentin, sprach Klartext. Sie erinnerte an die palästinensische Fotojournalistin Fatima Hassouna, die im April bei einem israelischen Angriff getötet wurde – nur einen Tag nachdem ihr Film für Cannes ausgewählt worden war. Die französische Schauspielerin verband ihre Worte mit einem Appell an die Menschlichkeit: „Fatma hätte heute hier sein sollen – die Kunst bleibt.
Die Rede Binoche reiht sich ein in eine wachsende Zahl kultureller Proteste gegen den Nahost-Krieg. Über 400 internationale Filmschaffende – darunter Pedro Almodóvar, Richard Gere und Ken Loach – hatten Cannes im Vorfeld aufgefordert, ein sichtbares Zeichen gegen das Schweigen zu setzen. In ihrer Erklärung sprachen sie vom „kulturellen Widerstand gegen Völkermord und Ignoranz“.
Zudem ist die Auswahl der Filme dieses Jahr auffallend politisch. Neben Fatima Hassounas Werk wurde auch der neue Beitrag GazaArt in der Nebenreihe „Un Certain Regard“ gezeigt – ein Dokumentarfilm, der Kunst als Form des Überlebens im Kriegsgebiet porträtiert.
Auch der Eröffnungsfilm Partir un jour von Amélie Bonnin erzählt von Flucht, Identität und Widerstand. Mit emotionaler Musik von Mylène Farmer und Archivbildern von David Lynch wurde eine Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart geschlagen.
Die Szene, in der Robert De Niro Leonardo DiCaprio umarmt, ging sofort viral. Für viele Zuschauer war es nicht nur eine Geste der Freundschaft, sondern auch ein Symbol der Generationenbindung im Kulturbereich. „Er ist wie ein Vater für mich“, sagte DiCaprio später. Und tatsächlich: De Niros Augen glänzten – ein Moment der Aufrichtigkeit, jenseits aller Kameras.
Auch Binoche bewegte mit persönlichen Worten: „Die Dämonen unserer Barbarei lassen uns keine Ruhe. Aber wir können Kunst schaffen, um sie zu bannen.“ Für das internationale Publikum war der Abend eine Erinnerung daran, dass Kultur mehr ist als Unterhaltung – sie ist Haltung.
Cannes 2025 setzt zum Auftakt ein deutliches Zeichen: Gegen Krieg, Zensur und politischen Druck – für Freiheit, Menschlichkeit und Kunst. Robert De Niro und Juliette Binoche nutzen ihre Plattform mit Entschlossenheit und Haltung. Das Festival beginnt nicht mit Glamour, sondern mit Gewissen.
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