Dramatischer Engpass: Pflegekräfte fehlen wie nie zuvor
Der Fachkräftemangel in der Pflege hat in der Schweiz einen neuen Höchststand erreicht. Trotz steigender Ausbildungszahlen bleibt die Lücke zwischen Bedarf und verfügbaren Fachpersonen besorgniserregend. Schätzungen zufolge könnten bis 2029 rund 43’400 diplomierte Pflegefachpersonen fehlen.
Diese Entwicklung stellt das Gesundheitssystem vor massive Herausforderungen. Besonders betroffen sind Alters- und Pflegeheime, Spitäler und die Spitex. Dieser Hintergrundbericht beleuchtet Ursachen, aktuelle Entwicklungen, wissenschaftliche Prognosen sowie Perspektiven aus dem Berufsalltag.
Die Schweizer Bevölkerung altert – und mit ihr wächst der Pflegebedarf. Gleichzeitig scheiden jährlich viele erfahrene Pflegekräfte altersbedingt aus dem Beruf. Zwar haben Bund und Kantone auf den Mangel reagiert, unter anderem durch die Annahme der Pflegeinitiative, doch die Wirkung auf die Personalsituation zeigt sich bisher kaum.
Die Ausbildungskapazitäten wurden zwar erhöht, doch die Abbruchquote in der Pflegeausbildung ist hoch. Hinzu kommt: Rund 40 % der ausgebildeten Pflegefachpersonen verlassen den Beruf vor dem Rentenalter – viele wegen Überlastung, fehlender Entwicklungsperspektiven und tiefer Entlöhnung.
Schweizweit fehlen derzeit über 10’000 Pflegekräfte – in Spitälern, Langzeitpflegeeinrichtungen und in der häuslichen Pflege. Besonders stark betroffen sind Regionen mit ländlicher Struktur und geringer Fachkräftezufuhr, wie Teile der Ostschweiz oder das Tessin.
Mehrere Kantone mussten Pflegestellen streichen oder zurückhalten, weil sich keine geeigneten Fachpersonen finden lassen. Dies führt zur Überlastung des verbleibenden Personals. In einigen Spitälern kommt es zu temporären Schliessungen von Bettenstationen. Auch die Spitex-Dienste können nicht mehr alle Anfragen abdecken.
Laut aktuellen Prognosen wird der Mangel an diplomierten Pflegefachpersonen bis 2029 auf rund 43’400 Personen anwachsen. Die Ursachen sind vielfältig: Demografie, Berufsausstiege, tiefe Verweildauer im Job, fehlende Wertschätzung, unregelmässige Arbeitszeiten und steigende psychische Belastung.
Besonders alarmierend: Mehr als jede dritte Pflegeperson arbeitet Teilzeit – oft nicht freiwillig, sondern aus Selbstschutz. Gleichzeitig steigt der Anteil an pflegebedürftigen Menschen, die komplexe Betreuung benötigen, etwa aufgrund von Demenz oder Multimorbidität.
Der Fachkräftemangel in der Pflege hat in der Schweiz ein kritisches Niveau erreicht. Ohne sofortige und wirksame Massnahmen drohen Versorgungsengpässe in Spitälern und Heimen. Mehr Lohn, bessere Arbeitsbedingungen und gezielte Nachwuchsförderung sind dringend nötig.
Die Umsetzung der Pflegeinitiative bietet Hoffnung – doch das braucht Zeit. Jetzt braucht es kreative Lösungen, mehr Respekt für Pflegearbeit und vor allem: konkretes Handeln.
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