Was muss man über die Landsgemeinde Glarus alles wissen?


Landsgemeinde Glarus(Symbolbild)

Sie ist eine der letzten ihrer Art: Die Landsgemeinde in Glarus versammelt Bürgerinnen und Bürger unter freiem Himmel – mit direkter Demokratie in Reinform.

Am ersten Sonntag im Mai versammeln sich in Glarus Hunderte Stimmberechtigte auf dem Zaunplatz – unter freiem Himmel, mit Handzeichen und klarer Stimme. Die Landsgemeinde ist mehr als ein politisches Ritual – sie ist ein Symbol für gelebte Basisdemokratie, historisch einzigartig und emotional aufgeladen.

Die Landsgemeinde ist eine uralte Form der direkten Demokratie, die es in der Schweiz nur noch in den Kantonen Glarus und Appenzell Innerrhoden gibt. Im Gegensatz zu Urnengängen stimmen die Stimmbürger:innen physisch, öffentlich und ohne Stimmzettel ab – mit erhobenem Arm. Beschlossen werden Gesetze, Steuerfragen und Verfassungsänderungen.

Sie ist gleichzeitig Parlament, Volksabstimmung und Bühne der politischen Kultur – seit Jahrhunderten und bis heute.

Was genau passiert bei der Landsgemeinde?

Ort & Ablauf

  • Austragungsort ist der Zaunplatz in Glarus.

  • Der Landammann eröffnet die Versammlung und leitet die Debatten.

  • Vorlagen werden vorgestellt, diskutiert – und per Handmehr (Armheben) angenommen oder abgelehnt.

  • Es gibt keine geheime Abstimmung. Jede Meinung ist öffentlich sichtbar.

Wer darf teilnehmen?

  • Alle Glarner:innen mit Stimmrecht – also volljährige Schweizer Bürger:innen mit Wohnsitz im Kanton.

  • Keine Teilnahme via Briefwahl oder Stellvertretung – Präsenz ist Pflicht, wer mitentscheiden will.

Was wird entschieden?

  • Neue Gesetze, Steuerfragen, kantonale Bauvorhaben, Verwaltungsreformen.

  • Besonders bekannt: 2007 beschloss die Landsgemeinde die Senkung des Stimmrechtsalters auf 16 Jahre – ein Novum in Europa.

  • Die Landsgemeinde existiert seit dem 13. Jahrhundert – und wird bis heute ohne technische Hilfsmittel durchgeführt.

  • Stimmen werden geschätzt, nicht gezählt – der Landammann beurteilt die Mehrheiten nach Augenschein.

  • Debatten sind öffentlich und spontan – jeder Stimmberechtigte darf ans Rednerpult treten.

  • In Glarus wird auch über Justizämter und Behördenvertreter direkt gewählt – ebenfalls per Handmehr.

Die Landsgemeinde ist ein Stück Schweiz, wie sie direkter kaum sein könnte – unmittelbar, sichtbar und verbindlich. Während anderswo digital gewählt wird, bleibt Glarus bei der Versammlung unter freiem Himmel. Und das ist mehr als Folklore: Es ist ein gelebtes demokratisches Experiment, das bis heute funktioniert – und weltweit fasziniert.

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