Offensive im Gazastreifen: Israel startet Operation „Gideons Streitwagen“


Mindestens 115 Tote in Gaza in den letzten 24 Stunden (Bildquelle: ansa.it)

Netanjahu kündigt Verhandlungen in Doha an – Offensive und zivile Opfer in mehreren Regionen

Die israelische Armee hat mit einer grossangelegten Bodenoffensive im Gazastreifen begonnen. Unter dem Codenamen „Gideons Streitwagen“ drangen israelische Truppen in mehrere Regionen ein – begleitet von Artilleriebeschuss und Luftangriffen. Parallel dazu deutete Premierminister Benjamin Netanjahu an, dass in Doha über eine mögliche Beendigung des Krieges verhandelt werde. Die Lage im Gazastreifen bleibt dramatisch: Dutzende Tote, Berichte über gezielte Schläge auf Tunnelsysteme der Hamas und eine verschärfte humanitäre Lage prägen das Bild.

Seit dem Terrorangriff der Hamas auf Israel im Oktober 2023 führt die israelische Armee eine anhaltende Militäroffensive im Gazastreifen. Ziel der Einsätze ist laut offiziellen Angaben die Entwaffnung der Hamas, die Befreiung verbliebener Geiseln sowie die Zerschlagung unterirdischer Infrastruktur. Mit der nun gestarteten Operation „Gideons Streitwagen“ verfolgt das israelische Militär offenbar das Ziel, die vollständige territoriale Kontrolle über den Gazastreifen zu erlangen.

Laut einem Bericht der Sunday Times umfasst der langfristige Militärplan unter dem Namen „Phase Drei: Die vollständige Eroberung Gazas“ die Einrichtung von vier besetzten Zonen, getrennt durch drei schmale Streifen, in denen die Zivilbevölkerung unter stark kontrollierten Bedingungen leben soll. Vorgesehen sind Identitätskontrollen mit Lichtbildausweisen oder Barcodes, um Bewegungen innerhalb des Gazastreifens zu unterbinden. Ausländische Hilfsorganisationen, die über den Plan informiert wurden, befürchten massive Einschränkungen für die palästinensische Bevölkerung.

Die israelische Armee meldete am Wochenende den Beginn ihrer Offensive in mehreren Gebieten des Gazastreifens, insbesondere nordöstlich von al-Fakhari bei Khan Younis. Die sozialen Netzwerke aus Gaza berichteten von schweren Gefechten, begleitet von Artilleriebeschuss und Luftangriffen. Laut ansa.it wurde die Leiche von Muhammad Sinwar, dem mutmasslichen De-facto-Führer der Hamas und Bruder des im Oktober getöteten Yahya Sinwar, in einem Tunnel in Khan Younis gefunden. Berichten zufolge lagen dort auch die Leichen mehrerer enger Vertrauter, darunter der Rafah-Brigaden-Kommandeur Muhammad Shabana. Eine offizielle Bestätigung durch Israel steht bislang aus.

Gleichzeitig verhandelt das israelische Regierungsteam unter Leitung von Netanjahu in Doha über Möglichkeiten zur Beendigung des Konflikts. Ziel sei laut Premierbüro die Freilassung aller Geiseln, die Vertreibung der Hamas und die vollständige Entwaffnung des Gazastreifens.

Palästinensischen Angaben zufolge wurden über Nacht rund 125 Menschen bei israelischen Angriffen getötet – viele davon in al-Mawasi bei Khan Younis sowie in Gaza-Stadt. Allein im Zeltlager von Al-Mawasi, wo Vertriebene untergebracht waren, starben mindestens 22 Menschen.

Die Regierung Israels plant laut Medienberichten, auf Druck der USA erneut Lebensmittellieferungen in den Gazastreifen zuzulassen, um eine Hungersnot zu verhindern. Die Optionen werden heute im israelischen Sicherheitskabinett diskutiert. Parallel dazu schlägt das Militär offenbar vor, die Bevölkerung des Gazastreifens in geografisch getrennte Zonen zu lenken, was laut Hilfsorganisationen humanitäre und rechtliche Fragen aufwirft.

Internationale Medien zitierten eine durchgesickerte Militärkarte, der zufolge ein neuer Korridor zwischen Zentral- und Süd-Gaza geschaffen werden soll. Infrastrukturarbeiten zur Umsetzung des Plans haben bereits begonnen, darunter der Bau von Straßen auf zuvor bewohntem Gebiet.

Die Berichte aus den betroffenen Gebieten des Gazastreifens zeichnen ein Bild der Verzweiflung. Viele der getöteten Zivilisten lebten in provisorischen Lagern. Zahlreiche Kinder zählen laut dem Zivilschutz der Hamas-geführten Behörden zu den Todesopfern. Auch die Familie von Zakaria Sinwar, Bruder von Yahya und Muhammad Sinwar, kam laut palästinensischen Quellen bei einem Angriff auf das Gebiet von Nuseyrat ums Leben.

Gleichzeitig bleibt die politische Dimension erhalten: Der israelische Präsident Isaac Herzog nahm an der Amtseinführung von Papst Leo XIV. im Vatikan teil und betonte dort die Hoffnung auf eine Rückkehr der Geiseln sowie eine neue Ära des interreligiösen Dialogs. Damit verbindet sich die Kriegssituation im Gazastreifen mit diplomatischen Initiativen auf höchster Ebene.

Mit der Bodenoffensive unter dem Namen „Gideons Streitwagen“ verfolgt Israel eine neue militärische Strategie im Gazastreifen – verbunden mit politischen Verhandlungen in Doha. Der Tod hochrangiger Hamas-Anführer könnte die Lage weiter destabilisieren oder beschleunigen. Die humanitäre Lage bleibt angespannt, ebenso wie die internationale Kritik an den Konsequenzen für die Zivilbevölkerung. Ob der Krieg in eine neue Phase übergeht oder erste Schritte Richtung Waffenstillstand möglich werden, entscheiden die nächsten Tage.

Muhammad Sinwar(Bildquelle: ansa.it)
Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu (Bildquelle: ansa.it)
Verwüstung in Gaza (Bildquelle: ansa.it)

Verpasse keine News mehr! Aktiviere unseren kostenlosen Whatsapp-Kanal

Die mobile Version verlassen