Politische Krise im Kosovo 2025: Blockade, Unsicherheit und Druck auf die Diaspora

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Donnerstag, 15. Mai 2025 , , , ,

Das kosovarische Parlament nach der Wahl 2025

Nach Wahlsieg ohne Mehrheit drohen politische Instabilität und internationale Isolation

Der Kosovo befindet sich im Frühjahr 2025 in einer politischen Sackgasse: Trotz Wahlsieg von Premier Albin Kurti bei der Parlamentswahl ist es bisher nicht gelungen, eine handlungsfähige Regierung zu bilden. Die Folgen dieser politischen Blockade sind nicht nur für das Land selbst spürbar – auch die kosovarische Diaspora in Europa leidet zunehmend unter den negativen Auswirkungen.

Wahlsieg ohne Mehrheit

Am 9. Februar 2025 wählte der Kosovo ein neues Parlament. Die linksnationalistische Partei Vetëvendosje (LVV) von Premierminister Albin Kurti erreichte mit 41,3 % der Stimmen erneut den ersten Platz, verfehlte jedoch die absolute Mehrheit. Die Demokratische Partei des Kosovo (PDK) kam auf 21,8 %, die Demokratische Liga (LDK) auf 17,8 %. Die Wahlbeteiligung lag bei nur 46,5 % – ein Zeichen politischer Ermüdung vieler Wählerinnen und Wähler.

Trotz des Erfolgs sieht sich Kurti gezwungen, Koalitionsgespräche zu führen. Doch seine bisherige strikte Ablehnung gegenüber Koalitionen erschwert die Regierungsbildung erheblich.

Institutionelle Krise

Seit der Wahl scheitert das Parlament daran, sich zu konstituieren. Mehrere Sitzungen blieben ergebnislos, wichtige Ausschüsse konnten nicht eingesetzt werden. Auch auf lokaler Ebene kommt es zu Verzögerungen bei Finanzierungen und Verwaltungsakten. Die LDK forderte Kurti zum Rücktritt auf und schlägt eine Übergangsregierung vor.

Diese anhaltende institutionelle Lähmung trifft auch die Wirtschaft und gefährdet Investitionspläne, insbesondere von im Ausland lebenden Kosovaren, die als wichtige Stütze der nationalen Ökonomie gelten.

Eskalation mit Serbien

Die Beziehungen zu Serbien bleiben angespannt. Die Umsetzung des Ohrid-Abkommens von 2023, das eine Normalisierung vorsah, stockt. Streitpunkt ist die „Gemeinschaft serbischer Gemeinden“, deren Gründung bisher ausblieb. Im Norden des Kosovo, wo viele ethnische Serben leben, kam es zu mehreren sicherheitsrelevanten Vorfällen – darunter Festnahmen mutmasslich serbischer Agenten.

EU-Integration unter Druck

Die Europäische Union und die USA zeigen sich zunehmend kritisch gegenüber dem politischen Stillstand. 2023 verhängte die EU finanzielle Sanktionen, auch wegen des Umgangs mit der serbischen Minderheit. Ein Beitritt zum Europarat scheint derzeit ebenso unrealistisch wie Fortschritte bei den EU-Beitrittsgesprächen.

Die Diaspora leidet mit

Für die kosovarische Diaspora – besonders in der Schweiz, Deutschland und Österreich – hat die Situation gravierende Folgen:

  • Viele warten seit Jahren auf eine stabile Heimat, in die sie investieren oder zurückkehren können. Die politische Unsicherheit verhindert konkrete Projekte.
  • Familien, die auf konsularische Dienstleistungen angewiesen sind, berichten über Verzögerungen und mangelnde Kommunikation.
  • Junge Menschen in der Diaspora verlieren das Vertrauen in die politische Entwicklung des Landes.

„Wir wollen helfen, wir wollen investieren – aber wir sehen kein verlässliches System“, sagt ein Unternehmer aus Zürich, dessen Familie ursprünglich aus Gjilan stammt.

Fazit

Der Kosovo steht 2025 an einem Scheideweg. Die politische Blockade gefährdet nicht nur die Handlungsfähigkeit des Staates, sondern auch das Vertrauen der internationalen Partner und der eigenen Bevölkerung im In- und Ausland. Die kommenden Wochen sind entscheidend – entweder gelingt die Bildung einer stabilen Koalition oder das Land steuert auf Neuwahlen zu.

Für die Diaspora ist klar: Ohne politische Verlässlichkeit rückt die Hoffnung auf Rückkehr, Teilhabe und Investitionen in weite Ferne.

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