Israels Luftangriffe in Syrien: Schutz der Drusen oder Geopolitik


Nach einem israelischen Luftangriff Anfang Mai steigt nordöstlich von Damaskus Rauch auf. (Bildquelle Nzz.ch)

Israel fliegt erneut Luftangriffe in Syrien – offiziell zum Schutz der Drusen.

Israels Luftangriffe Anfang Mai auf syrisches Gebiet sorgen international für Aufsehen. Die Regierung in Jerusalem gibt an, damit die Drusen schützen zu wollen. Doch hinter den Interventionen steckt weit mehr: geopolitische Interessen, Rivalitäten mit der Türkei – und innenpolitische Motive. Das Fokus-Keyword „Luftangriffe“ zieht sich durch die gesamte Debatte laut Nzz.ch.

Am 2. Mai 2025 schlug eine israelische Rakete nahe dem Präsidentenpalast in Damaskus ein – nur wenige Tage nach heftigen Gefechten im Süden Syriens, bei denen drusische Milizen, sunnitische Kämpfer und Sicherheitskräfte der neuen islamistischen Regierung aufeinandertrafen. Laut Premierminister Netanyahu wolle man ein Massaker an den Drusen verhindern. Doch bereits zuvor hatten israelische Angriffe wichtige syrische Militäranlagen zerstört und Pufferzonen besetzt. Laut dem Israel-Experten Assaf Orion vom Washington-Institut gehe es vor allem um Sicherheitsinteressen.

Vollständig vertrauen die Drusen der neuen Regierung nicht: Drusische Kämpfer schieben Wache bei einem Checkpoint in einem Vorort von Damaskus. (Bildquelle Nzz.ch)

Der rechtsextreme israelische Finanzminister Bezalel Smotrich sagte am 30. April wörtlich: „Israel wird erst aufhören zu bombardieren, wenn Syrien geteilt ist.“ Bereits zuvor hatte Israel die entmilitarisierte Zone im Grenzgebiet mit Truppen besetzt. Satellitenbilder vom 14. Mai zeigen den Aufbau neuer Militäranlagen. Auch die T4-Militärbasis bei Homs wurde gezielt bombardiert, angeblich um ein türkisches Verteidigungsabkommen mit Syrien zu behindern. Laut Anan Wahabi von der Reichman-Universität dürfe „die Türkei keinen Militärflugplatz betreiben, der unsere Luftüberlegenheit gefährdet“.

Eine auf Dauer angelegte Militärpräsenz? Israelische Panzer rollen in Richtung der israelisch besetzten Pufferzone zwischen den Golanhöhen und Syrien. (Bildquelle Nzz.ch)

Für Israel steht laut eigenen Angaben die nationale Sicherheit im Vordergrund – insbesondere nach dem 7. Oktober 2024, als Pufferzonen stärker priorisiert wurden. In Syrien bleibt die Lage angespannt: Während sich einige Drusen von israelischer Unterstützung Schutz erhoffen, lehnen andere jede fremde Intervention ab. Zudem spielt die drusische Minderheit in Israel eine innenpolitisch wichtige Rolle. Mit 150 000 Personen gelten sie als loyal, doch zuletzt stand die Gemeinschaft Netanyahu kritisch gegenüber. Experten vermuten: Die Angriffe könnten auch dem Zweck dienen, diese Wählergruppe zu binden.

Unterstützung aus Israel: Drusen aus dem Norden Israels winken ihren Familienmitgliedern aus Syrien zu, die vor den Gefechten in die von Israel besetzte Pufferzone fliehen. (Bildquelle: Nzz.ch)

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