Viehschauen an der BEA: Tierleid für den schönen Schein?


Kuh an Viehschau der BEA 2025. (Symbolbild)

Tierrechtsorganisation fordert Verbot der Viehschauen – Kritik an Zitzenverklebung und Stress für Kühe

Tierschutzorganisation deckt Missstände auf

Die Tierrechtsorganisation Tier im Fokus (TIF) will die Viehschauen an der BEA nicht länger hinnehmen. Mit einem Sitz im Berner Stadtrat fordert sie politische Konsequenzen. Der Vorwurf: Kühe leiden auf den Schauen massiv – unter anderem durch das Verkleben der Zitzen mit Klebstoff, damit das Euter praller wirkt.

Begleitet von Handörgeli-Klängen und Alpenromantik präsentieren Züchterinnen bei der BEA ihre „Elitekühe“ vor einem Publikum. Doch die heile Welt ist laut TIF eine Illusion. Kühe werden in ungewohnter Umgebung, unter hohem Lärm und mit überfüllten Eutern vorgeführt – für viele Tiere bedeutet das puren Stress.

Zitzen zugeklebt – Euter überfüllt

Wie TIF dokumentiert, werden die Tiere mit verzögertem Melken und verklebten Zitzen bewusst auf das perfekte Erscheinungsbild getrimmt. „Züchter stehen mitten in der Nacht auf, um ausserplanmässig zu melken“, erklärt TIF-Stadtrat Tobias Sennhauser. Das Ziel: ein möglichst pralles Euter bei der Bewertung durch die Jury.

Das Verkleben der Zitzen mit sogenanntem Kollodium sei eine gängige Praxis, die gesundheitliche Risiken birgt und gegen die Grundsätze des Tierschutzgesetzes verstosse, so TIF. Die Organisation dokumentierte mehrfach, wie sich Kühe auf der Bühne widersetzten und kaum kontrollierbar waren – für TIF ein klares Indiz für Angst und Schmerz.

Ein Spektakel für Wenige – auf Kosten der Tiere

Laut TIF geht es bei Viehschauen vor allem um Prestige und den Marktwert einzelner Tiere – nicht um die Interessen der Mehrheit der Landwirtschaft. Viele Bäuerinnen würden bewusst auf solche Veranstaltungen verzichten. „Ein kleiner Kreis feiert sich hier auf Kosten der Tiere“, sagt Sennhauser.

Politische Vorstösse angekündigt

TIF will nicht länger zuschauen. Mit dem Einzug in den Berner Stadtrat im Januar 2025 hat die Organisation nun auch politische Hebel zur Verfügung. Geplant sind Vorstösse für verbindliche Euter-Ultraschallkontrollen, ein Verbot der Zitzenverklebung und langfristig eine Abschaffung der Viehschauen an der BEA.

Bereits im Vorfeld der Messe sorgte TIF für Aufsehen: Die Organisation reichte Beschwerde gegen das BEA-Werbeplakat ein – wegen irreführender Darstellung und Verletzung der Tierwürde. Die Schweizerische Lauterkeitskommission prüft den Fall.

Tierleid beenden – Landwirtschaft fair denken

Die Debatte um die Viehschauen an der BEA zeigt exemplarisch, wie Tradition, Marketing und Tierwohl oft im Konflikt stehen. TIF setzt auf politische Reformen und gesellschaftlichen Wandel – mit dem Ziel, eine zukunftsfähige Landwirtschaft zu gestalten, die Tierwohl ernst nimmt und auf Zwangs-Inszenierungen verzichtet.

Die Kritik an den Viehschauen an der BEA wird lauter – nicht nur von Tier im Fokus, sondern auch aus Teilen der Gesellschaft. Es stellt sich die grundsätzliche Frage: Wollen wir Tiere zur Schau stellen, um sie zu bewerten wie Objekte? Die nächsten politischen Entscheidungen in Bern (BE) könnten den Weg für ein Umdenken ebnen.

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