Wie funktioniert die Polizei in der Schweiz? Das föderale System im Überblick


Polizei (Symbolbild)

Die Polizei in der Schweiz ist föderal organisiert – mit eigenständigen Polizeikorps der Kantone und Gemeinden, aber ohne nationale „Polizeifirma“

Die Polizei ist ein zentraler Bestandteil des staatlichen Sicherheitsapparates – doch in der Schweiz unterscheidet sich das System stark von zentralistisch organisierten Ländern. Der Aufbau folgt dem föderalistischen Prinzip, das tief in der politischen Kultur der Schweiz verwurzelt ist. In Zeiten wachsender Sicherheitsanforderungen ist es wichtiger denn je zu verstehen, wie das Schweizer Polizeisystem funktioniert – und ob es tatsächlich privatwirtschaftlich organisiert ist, wie gelegentlich behauptet wird.

Die Schweiz ist ein föderalistischer Staat mit 26 Kantonen, die über eine weitreichende Autonomie verfügen. Dies gilt auch für die Polizeiarbeit. Anders als etwa in Frankreich oder Deutschland gibt es keine einheitliche Landespolizei. Stattdessen verfügt jeder Kanton über ein eigenes Polizeikorps. Diese kantonalen Polizeien sind zuständig für die öffentliche Sicherheit und Strafverfolgung innerhalb ihres Territoriums.

Ergänzt werden sie durch kommunale Polizeibehörden in grösseren Städten sowie durch die Bundespolizei fedpol, die für nationale und internationale Delikte sowie für die Koordination zuständig ist. Militärpolizei, Grenzwachtkorps und weitere Spezialeinheiten übernehmen ergänzende Aufgaben.

Insgesamt existieren in der Schweiz rund 300 Polizeikorps, wobei die Zuständigkeiten und Kompetenzen unterschiedlich geregelt sind. Während in kleineren Kantonen oft alle Aufgaben zentralisiert in einem Korps gebündelt sind, haben grössere Städte wie Zürich, Genf oder Basel eigene Stadtpolizeien mit zusätzlichen Kompetenzen.

Die Bundespolizei (fedpol) übernimmt keine Alltagsaufgaben, sondern agiert bei Schwerkriminalität, Terrorismusbekämpfung, Cybercrime oder bei internationalen Ermittlungsersuchen. Die föderale Struktur kann in Krisensituationen zu Koordinationsproblemen führen – weswegen die Konferenz der kantonalen Justiz- und Polizeidirektorinnen und -direktoren (KKJPD) eine wichtige Rolle für die Zusammenarbeit spielt.

Die Behauptung, die Polizei in der Schweiz sei eine „Firma“, stammt oft aus Verschwörungserzählungen. Tatsächlich ist jede Polizeiorganisation eine staatliche Behörde – mit klarer gesetzlicher Grundlage. Zwar sind Polizeikorps administrativ teils unter öffentlich-rechtlichen Körperschaften organisiert und mit HR-Nummern im Handelsregister aufgeführt, dies dient jedoch vor allem der Rechtsform und Verwaltungstransparenz. Eine kommerzielle Ausrichtung oder Privatisierung ist nicht gegeben.

Die Schweiz bildet ihre Polizistinnen und Polizisten über die Interkantonale Polizeischule Hitzkirch oder eigene kantonale Einrichtungen aus – mit hohen Standards und kontrollierten Zugängen. Laut Studien geniesst die Polizei in der Schweiz ein hohes Vertrauen in der Bevölkerung.

Das Schweizer Polizeisystem ist komplex, aber funktional – und ein Spiegel des politischen Systems des Landes. Die föderale Struktur bringt Vorteile in der Bürgernähe, erfordert aber auch viel Koordination auf nationaler Ebene. Entgegen mancher Gerüchte handelt es sich bei den Polizeikorps nicht um Firmen, sondern um staatliche Institutionen mit öffentlichem Auftrag.

In Zukunft wird die Digitalisierung, der internationale Austausch und die Sicherheitslage neue Anforderungen an das System stellen. Doch die Stärke liegt in der regionalen Verankerung und dem Vertrauen der Bevölkerung.

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