Schweiz im Wohlstand – und doch wächst die Armut

ByimTicker

Dienstag, 22. April 2025 , , ,

Trotz hoher Lebensqualität nimmt in der Schweiz die Armut zu – oft unsichtbar und strukturell bedingt.

Die Schweiz gilt als eines der reichsten Länder der Welt. Hohe Einkommen, politische Stabilität und ein leistungsfähiges Sozialsystem prägen das Bild. Und doch lebt ein wachsender Teil der Bevölkerung in Armut – oder ist davon bedroht. Besonders betroffen: Rentnerinnen und Rentner, Alleinerziehende und Working Poor. Die Gründe sind vielfältig – und beunruhigend.

Wohlstand mit Schattenseiten: Die verdeckte Armut

Laut Bundesamt für Statistik (BFS) lebten 2022 rund 8,7 % der Bevölkerung unter der Armutsgrenze. Doch die tatsächliche Zahl dürfte höher sein: Viele Betroffene scheuen den Gang zur Sozialhilfe oder fallen durch die Raster staatlicher Unterstützung. Verdeckte Armut betrifft oft Menschen mit kleinem Einkommen, geringem Bildungsstand oder prekären Arbeitsverhältnissen. Besonders heikel: In einer reichen Gesellschaft wie der Schweiz bleibt diese Armut oft unsichtbar – und damit auch politisch unterschätzt.

Rentenlücken und Altersarmut nehmen zu

Obwohl das Drei-Säulen-System als vorbildlich gilt, reichen AHV und Pensionskasse für viele nicht aus. Laut Pro Senectute sind rund 20 % der über 65-Jährigen auf Ergänzungsleistungen angewiesen. Besonders Frauen sind betroffen: Aufgrund von Teilzeitjobs, Erwerbsunterbrüchen oder tiefen Löhnen klaffen in vielen Lebensläufen Rentenlücken. Wer zur Miete wohnt und keine nennenswerten Ersparnisse hat, lebt im Alter oft am Existenzminimum.

Working Poor: Arbeit schützt nicht vor Armut

Ein Phänomen, das mit dem Bild der „reichen Schweiz“ besonders stark kollidiert: Working Poor, also Personen, die trotz Arbeit nicht genug verdienen, um ihren Lebensunterhalt zu sichern. Laut BFS zählt rund 4,2 % der erwerbstätigen Bevölkerung zur Gruppe der Erwerbsarmen. Besonders betroffen: Alleinerziehende, Migrantinnen und Menschen in Teilzeit oder befristeter Anstellung. Die hohen Lebenshaltungskosten, insbesondere für Wohnen, Mobilität und Gesundheitsversorgung, verschärfen das Problem zusätzlich.

Ursachen und strukturelle Schwächen

Die Ursachen für Armut in der Schweiz sind vielfältig:

  • Hohe Fixkosten (Wohnen, Krankenkasse)

  • Steigende Energie- und Lebensmittelpreise

  • Arbeitsmarktflexibilisierung (prekäre Beschäftigung, Gig-Economy)

  • Ungleiche Chancen im Bildungssystem und auf dem Arbeitsmarkt
    Zudem zeigt sich eine gewisse Hemmschwelle, Sozialhilfe zu beanspruchen – aus Angst vor Stigmatisierung oder Verlust der Aufenthaltsbewilligung. Hinzu kommt ein fragmentiertes Unterstützungssystem, das komplex und schwer zugänglich ist.

Ein Umdenken in Politik, Gesellschaft und Wirtschaft ist notwendig – bevor die Lücke weiter wächst.

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