Kommentar von Jorgos Brouzos
Die Kadenz der Schlagzeilen rund um die UBS hat spürbar zugenommen. Jüngste Berichte von Bloomberg und Reuters heizen die Debatte weiter an: Ein Umzug des UBS-Hauptsitzes ins Ausland steht angeblich im Raum, ebenso ein „Kompromissvorschlag“ an den Bund.
Wenngleich diese Drohkulisse derzeit eher strategisch als real erscheint, ist klar: Die Grossbank steckt in einer Zwickmühle. Sie muss ihre Aktionäre im Ausland beruhigen – und zugleich den Goodwill der Schweizer Politik sichern. Ein nahezu unmöglicher Spagat.
Kampf um Kapitalregeln
Im Juni will der Bund seine Eckwerte für die Kapitalanforderungen an systemrelevante Banken präsentieren. Es geht insbesondere um die Kapitalausstattung ausländischer Tochtergesellschaften der UBS. Ein scheinbar technisches Detail mit enormer Tragweite: Strengere Auflagen könnten die UBS im internationalen Wettbewerb schwächen und ihre Aktien für Investoren unattraktiv machen.
Diese Sorge ist nicht unbegründet: Während die Aktienkurse anderer europäischer und US-Banken steigen, zeigt die UBS-Aktie Schwäche. Das Vertrauen der Investoren ist angeschlagen. Der Druck auf die UBS-Führung wächst.
„Soft Power“ und Drohkulisse
In Bern setzt die UBS auf Charmeoffensiven: Statt CEO Sergio Ermotti das Maximum von 20 Millionen Franken zu bezahlen, begnügte sich die Bank mit einem Salär von 14,9 Millionen. Ein taktischer Zug, um Debatten um Abzockerlöhne abzufedern. Vergeblich: Der Ständerat unterstützte dennoch einen SVP-Vorstoss für einen Lohndeckel.
Parallel dazu läuft im Ausland ein aggressives Narrativ. Zwar äussert sich die UBS nicht offiziell zu einem möglichen Wegzug. Doch bankennahe Kreise lancierten gezielt Szenarien über Standortwechsel und Übernahmen durch ausländische Konkurrenten. Die vermeintliche Gegenofferte: Weniger Kapitalvorgaben gegen ein Zurückfahren der risikoreichen Investmentbank.
Der Schuss könnte nach hinten losgehen
Diese Strategie ist riskant. Was bei internationalen Investoren als Handlungsstärke ankommt, wird in der Schweiz zunehmend als Erpressung empfunden.
Karin Keller-Sutter, Bundesrätin und Finanzministerin, verfolgt eine klare Linie: Mehr Kapital für systemrelevante Banken – ohne Ausnahmen. Sie macht deutlich, dass der Staat keine Industrievertretung betreibt, sondern Regeln setzt, um Risiken für die Volkswirtschaft zu minimieren.
Die UBS wäre gut beraten, den politischen Prozess zu respektieren. Ihre Grösse macht sie für die Schweiz zur Herausforderung – ein schneller Deal mit dem Bund ist nicht tragbar. Die Regeln werden nicht im Verwaltungsrat der UBS geschrieben, sondern im Bundeshaus.
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