Investigativjournalist Byron Tau aus Washington, USA, hat im Frühjahr 2024 sein Buch «Means of Control» veröffentlicht. Sechs Jahre lang recherchierte Tau für seine aktuellen Publikationen.

Standortdaten, die ursprünglich für Werbezwecke gesammelt werden, landen durch den Handel mit Daten zunehmend in den Händen von Geheimdiensten. Der amerikanische Journalist Byron Tau hat belegt, dass Behörden wie das US-Verteidigungsministerium diese Daten systematisch zur Überwachung einsetzen.

Standortdaten als Überwachungswerkzeug

Durch Werbenetzwerke werden Standortdaten, die Apps und Webseiten von Nutzern sammeln, weitergegeben und gehandelt. Besonders Apps, die Zugriff auf den genauen Standort erfordern, geben diese Informationen an Werbepartner weiter. Für Geheimdienste weltweit, wie die US-Behörden, sind diese Daten eine interessante Quelle. Seit 2016 nutzen die Geheimdienste den Werbemarkt für die Datenbeschaffung – ganz legal und ohne Zustimmung der Nutzer.

Die Rolle von Uber Media und Near Intelligence

Uber Media, das ursprünglich Daten von sozialen Medien sammelte, erkannte schnell das Potenzial von Standortdaten und weitete das Geschäft auf den weltweiten Datenhandel aus. Geheimdienste wie das US-Verteidigungsministerium gehörten zu den Kunden. Nach dem Verkauf von Uber Media an Near Intelligence im Jahr 2023 wurden sogar Daten zur gezielten Werbung in politischen Debatten, wie der Abtreibungsfrage in den USA, genutzt.

Nutzung durch europäische Nachrichtendienste

Tau sieht die Möglichkeit, dass auch der Schweizer Nachrichtendienst des Bundes (NDB) Daten aus dem Werbemarkt nutzt, wie es andere europäische Länder wie die Niederlande und Norwegen bereits zugegeben haben. Das Nachrichtendienstgesetz erlaubt dem NDB den Ankauf von Datensätzen ohne Bewilligung.

Reaktion und Datenschutzbedenken

Near Intelligence wurde 2023 durch die Berichte über unzulässige Datensammlung unter Druck gesetzt und musste Konkurs anmelden. Mittlerweile hat das Unternehmen Azira die Datenverwertung übernommen, und auch Schweizer Webseiten geben weiterhin Daten an Azira weiter.

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