Navigationssysteme sind für viele Autofahrer unverzichtbar, doch zunehmend führen GPS-gesteuerte Routen auch zu chaotischen Zuständen auf den Strassen.
So hat ein vom Schweizerischen Nationalfonds (SNF) gefördertes Forschungsteam der Universität St. Gallen zahlreiche solcher Vorfälle analysiert. Ihre Empfehlung: Statt sich blind auf GPS-Apps zu verlassen, sollte die Verantwortung auf die Fahrenden zurückübertragen und das Routenverhalten optimiert werden.
Realitätsnahe Beispiele aus der Schweiz
Zu den analysierten Beispielen zählt etwa der Osterverkehr auf der A13 beim San Bernardino, der jedes Jahr aufgrund von Navigationsumleitungen in nahegelegene Dörfer zum Stau führt. In Herisau strandeten Lieferwagen und Autos auf einem schmalen Kiesweg, weil Navigationsgeräte diesen Weg als Abkürzung empfahlen, und während der Rad-WM in Zürich sorgte eine Kombination aus Strassenumleitungen und ungenauen GPS-Anweisungen für Verwirrung.
Analyse der Probleme durch Navigationssysteme
Insgesamt identifizierte das Team rund 90 solcher Vorfälle weltweit zwischen 2010 und 2023. Rund die Hälfte dieser Fälle betrafen Verkehrsstaus, ein Drittel resultierte in einer Durchfahrt von Schwerverkehr in ungeeigneten Gebieten, und in anderen Fällen blockierten Fahrzeuge Anwohnerwege. Zu den negativen Auswirkungen gehörten Luftverschmutzung, Schäden an Straßenbelägen und riskante Fahrmanöver. Studienleiter Johannes Schöning betont: „Diese global eingesetzte Technologie hat erhebliche gesellschaftliche Auswirkungen, und deshalb ist es wichtig, dass Lösungen entwickelt werden.“
Vorschläge zur Lösung und mehr Verantwortung für Fahrende
Eine Lösung auf rein lokaler Ebene, wie die Sperrung von Wohnstrassen, verschiebt das Problem nur in angrenzende Gebiete. Daher plädiert das Forschungsteam für eine systematischere Anpassung von Algorithmen und eine bewusstere Routenwahl durch die Fahrenden selbst. So könnten Navigationssysteme etwa zusätzliche Informationen zu Strecken geben und dabei nicht nur auf die schnellste, sondern auch die schonendste Route hinweisen. Ein Lastwagenfahrer könnte dann etwa entscheiden, ob er eine verkehrsarme Wohnstrasse durchqueren oder einen Stau in Kauf nehmen will.
Eine freiwillige Rücksichtnahme wäre laut Schöning ein sinnvoller Ansatz, um die Verkehrssicherheit und das soziale Miteinander zu verbessern.
Verpasse keine News mehr! Aktiviere unseren kostenlosen Whatsapp-Kanal