Am 18. September 2024 hat die US-Notenbank Fed einen bedeutenden Schritt vollzogen, indem sie die Leitzinsen um einen halben Prozentpunkt senkte – der erste solche Schritt seit vier Jahren. Die Zinsen liegen nun im Bereich von 4,75 bis 5 Prozent. Dieser Schritt, der an den Märkten als überfällig angesehen wurde, signalisiert den Beginn einer Zinswende, was vor allem an den Börsen positiv aufgenommen wurde. Doch was bedeutet das für Anleger?
Börsen reagieren positiv
Die US-Börsen zeigten nach dem Zinsentscheid zunächst eine verhaltene Reaktion, legten aber am Folgetag stark zu. Auch die Börsen in Asien, Europa und der Schweiz reagierten positiv. Der Rückgang der Zinsen weckt Hoffnungen auf eine „sanfte Landung“ der US-Wirtschaft, bei der eine Rezession vermieden werden könnte. Laut dem Ökonomen Karsten Junius von der Bank Safra Sarasin könnte dieser Schritt dazu beitragen, die grössten Rezessionsängste zu lindern.
Unerwartet grosser Zinsschritt
Der Zinsschritt um einen halben Prozentpunkt kam für viele überraschend, da man zuvor mit einer Senkung um nur 0,25 Prozentpunkte gerechnet hatte. Dennoch wird erwartet, dass bis Ende des Jahres die Zinsen um einen weiteren halben Prozentpunkt gesenkt werden, was die Gesamtlage an den Märkten stabilisieren könnte.
Widersprüchliche Reaktionen der Experten
Während einige Ökonomen, wie Santosh Brivio von der Migros-Bank, den Zinsschritt als „irritierend“ betrachten, da die Inflation noch nicht den gewünschten Zielwert von 2 Prozent erreicht hat, sehen andere, wie Thomas Rühl von der Schwyzer Kantonalbank, die Entscheidung positiv. Er argumentiert, dass der Schritt ein Zeichen für das Vertrauen in die Stabilität der US-Wirtschaft sei.
Was bedeutet das für Anleger?
Für Anleger bedeutet die Zinssenkung kurzfristig keinen grossen Handlungsbedarf. Da die Massnahme erwartet wurde, ist sie bereits in den Kursen von Aktien und Anleihen eingepreist. Aktien bleiben in einem Umfeld niedriger Zinsen grundsätzlich attraktiver als Anleihen, doch viele US-Aktien sind weiterhin hoch bewertet. Laut Rühl könnten die Märkte trotz der geldpolitischen Lockerung volatil bleiben, was zu weiteren Turbulenzen führen könnte.
Verschiebungen in den Sektoren
Mit dem Zinsrückgang wird es für Finanzwerte wie Banken und Versicherungen schwieriger, da sie tendenziell von höheren Zinsen profitieren. Auch die stark bewerteten Tech-Aktien könnten unter Druck geraten. Dagegen dürften Aktien zyklischer Unternehmen und kleinere, kapitalisierte Titel, die bislang unter den hohen Zinsen litten, von den niedrigeren Zinsen profitieren.
Auswirkungen auf die Schweizerische Nationalbank (SNB)
Die Zinswende in den USA hat auch Folgen für die Schweizerische Nationalbank (SNB). Der starke Schweizer Franken, der sich in den letzten Monaten gegenüber dem US-Dollar aufgewertet hat, stellt eine Herausforderung für Schweizer Exportunternehmen dar. Um eine weitere Aufwertung zu verhindern, wird erwartet, dass auch die SNB ihre Zinsen senkt. Einige Experten, wie Thomas Rühl, gehen davon aus, dass die SNB den Leitzins um 50 Basispunkte senken könnte, um der Aufwertung des Frankens entgegenzuwirken.