Häusliche Gewalt in der Schweiz – Ein anhaltendes Problem mit neuen Lösungsansätzen


Es gibt Hilfe

Häusliche Gewalt ist in der Schweiz ein ernstes und weitverbreitetes Problem. Trotz der insgesamt niedrigen Kriminalitätsrate im Land bleibt häusliche Gewalt eine traurige Realität, die jährlich tausende Menschen betrifft. Die Schweiz hat in den letzten Jahren Massnahmen ergriffen, um dieser Problematik entgegenzuwirken, dennoch gibt es weiterhin dringenden Handlungsbedarf.

Erschütternde Zahlen und reale Fälle

In der Schweiz werden jährlich zwischen 15.000 und 20.000 Straftaten im Zusammenhang mit häuslicher Gewalt registriert. Die Opfer sind zu etwa 70 % Frauen und zu 30 % Männer. Besonders alarmierend ist die Tatsache, dass es immer wieder zu tödlichen Gewaltakten kommt. So wurde im Jahr 2021 eine Frau von ihrem Partner in St. Gallen erstochen, was das hohe Risiko für Frauen in solchen Beziehungen erneut verdeutlichte.

Apotheken als neue Anlaufstellen

Eine innovative Massnahme im Kampf gegen häusliche Gewalt ist die Schulung von Apothekenpersonal im Kanton Wallis. Apotheken, oft erste Anlaufstellen für Opfer, sollen in der Lage sein, Anzeichen häuslicher Gewalt zu erkennen und Betroffenen diskret Unterstützung zu bieten. Dies umfasst das Angebot an Informationen und die Vermittlung an Hilfsorganisationen oder Beratungsstellen. Diese Schulungen sind Teil eines nationalen Aktionsplans zur Umsetzung der Istanbul-Konvention, der seit 2018 in Kraft ist und in der Schweiz neue Dynamiken in der Bekämpfung geschlechtsspezifischer Gewalt ausgelöst hat.

Nationale Bemühungen und Handlungsbedarf

Auf nationaler Ebene wurden seit der Ratifizierung der Istanbul-Konvention im Jahr 2018 zahlreiche Initiativen gestartet, um die Prävention, den Schutz und die Strafverfolgung bei häuslicher Gewalt zu verbessern. Der Bundesrat hat die Bekämpfung dieser Gewaltform zu einer Priorität der Gleichstellungsstrategie 2030 gemacht. Dennoch gibt es Kritik, dass sichere Unterkünfte für besonders gefährdete Gruppen, wie etwa die LGBTQ+-Gemeinschaft oder Frauen mit psychischen Erkrankungen, nach wie vor fehlen.

Wie kann man helfen?

Jeder kann dazu beitragen, häusliche Gewalt zu bekämpfen. Wichtige Schritte sind das Ansprechen von Verdachtsfällen im persönlichen Umfeld und das Informieren über Unterstützungsangebote wie Frauenhäuser und die Opferhilfe. Apotheken und medizinisches Personal spielen eine zunehmend wichtige Rolle in der frühzeitigen Erkennung und Unterstützung von Gewaltopfern. Zudem wird ein gesellschaftlicher Kulturwandel gefordert, um tief verwurzelte patriarchale Strukturen, die diese Gewalt begünstigen, nachhaltig zu verändern.

Die Schweiz hat Fortschritte gemacht, doch der Weg zu einer umfassenden Lösung ist noch lang. Die Zusammenarbeit von staatlichen Stellen, Gesundheitsinstitutionen und der Zivilgesellschaft bleibt entscheidend, um häusliche Gewalt effektiv zu bekämpfen und den Opfern die notwendige Hilfe zu bieten​.

 

Brauchen Sie Hilfe? – An diese Stellen können Sie sich wenden

  • Opferhilfe Schweiz:
  • Frauenhäuser Schweiz und Liechtenstein:
  • Lilli.ch:
    • Telefon: Beratung ist hauptsächlich online, aber in dringenden Fällen wird empfohlen, sich an die nationale Notrufnummer 143 zu wenden.
    • Website: Lilli.ch
  • Männerhäuser:
    • Telefon: Männerhaus Zürich: 044 450 41 00 (es gibt noch weitere Männerhäuser mit jeweils eigenen Telefonnummern)
    • oder auch die Website: Toxic Love
  • Gewaltberatungsstellen der Kantone:
    • Telefon: Diese Nummern variieren je nach Kanton. Ein Beispiel für Zürich: Opferberatung Zürich: 044 299 40 50

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