Lawinen sind berechenbar – wenn man weiss, worauf es ankommt.
Jedes Jahr lösen Lawinen in den Alpen tragische Unfälle aus – doch viele könnten verhindert werden. Die gute Nachricht: Lawinen folgen physikalischen Prinzipien. Wer die Entstehung versteht, Warnsysteme nutzt und sich vorbereitet, reduziert das Risiko deutlich. In diesem Bericht erfährst du, wie Lawinen entstehen, wie du Warnzeichen erkennst und was dich in gefährlichem Gelände wirklich schützt.
Lawinen gehören zu den gefährlichsten Naturereignissen im alpinen Raum. Die meisten tödlichen Lawinenabgänge ereignen sich abseits gesicherter Pisten – beim Skitourengehen, Freeriden oder Schneeschuhwandern. In der Schweiz sterben jährlich durchschnittlich 10 bis 20 Menschen durch Lawinen, fast ausschliesslich Wintersportler.
Eine Lawine entsteht, wenn sich Schneemassen auf steilem Gelände lösen und talwärts rutschen. Dabei spielen Faktoren wie Hangneigung (meist zwischen 30–45°), Schneeschichtaufbau, Temperaturverlauf und Neuschneemengen eine zentrale Rolle. Je nach Auslöser spricht man von Schneebrettlawinen, Lockerschneelawinen oder Nassschneelawinen.
Das Institut für Schnee- und Lawinenforschung (SLF) veröffentlicht täglich aktuelle Lawinenbulletins – regional abgestimmt, mit Gefahrenstufen von 1 (gering) bis 5 (sehr gross). 2025 gab es bereits über 40 Lawinenauslösungen mit Personenbeteiligung in der Schweiz – besonders betroffen waren Regionen in Graubünden, dem Wallis und im Berner Oberland.
Die Hauptgefahren:
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Neuschnee kombiniert mit Windverfrachtung
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Temperaturanstieg nach Kälteeinbruch
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Frischschnee auf Altschneedecke mit Schwachschichten
Wintersportler können sich vorbereiten: mit dem SLF-App, LVS-Gerät, Lawinenrucksack und der 3×3-Methode (Planung – Gelände – Mensch). Auch Tourenportale wie WhiteRisk und die Ausbildung durch SAC oder Bergführer:innen helfen, Risiken richtig einzuschätzen.
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90 % der Lawinen mit Todesfolge werden durch die verschütteten Personen oder deren Gruppe selbst ausgelöst (SLF 2024).
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Ein Schneebrett kann bereits durch ein Zusatzgewicht von 50–100 kg ausgelöst werden – also durch einen einzigen Skifahrer.
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Wenig Schnee heisst nicht automatisch wenig Gefahr – eine dünne Schneedecke mit Schwachschichten ist besonders anfällig.
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Die Überlebenswahrscheinlichkeit nach Lawinenverschüttung sinkt rapide: nach 15 Minuten unter Schnee liegt sie bei 50 %, nach 35 Minuten unter 30 %.
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Der LVS-Check (Lawinenverschütteten-Suchgerät) vor Tourstart ist heute Standard – ebenso wie das Mitführen von Sonde und Schaufel.
Wer im Tiefschnee unterwegs ist, kennt das Gefühl: Freiheit, Leichtigkeit, Weite – aber auch Respekt. Die Faszination für unverspurte Hänge ist gross. Doch schon ein falscher Schritt oder eine Fehlentscheidung kann in einer Katastrophe enden. Für Angehörige, für Einsatzkräfte, für ganze Gemeinden.
Lawinen sind kein Zufall. Wer plant, beobachtet und vorbereitet ist, kann Risiken minimieren – und trotzdem geniessen. Wissen rettet Leben. Prävention beginnt nicht im Hang, sondern im Kopf.
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