Neun Zivilisten sterben in Sumy – Friedensgespräche in Istanbul ohne Durchbruch
Ein russischer Drohnenangriff auf einen Kleinbus in der nordostukrainischen Region Sumy hat neun Zivilisten das Leben gekostet. Der Vorfall ereignete sich nur wenige Stunden nach dem ersten direkten Treffen russischer und ukrainischer Vertreter seit drei Jahren. Das Gespräch in Istanbul blieb ohne politische Ergebnisse. Die Ukraine fordert nun entschlossene Sanktionen gegen Moskau – Europa und die USA geraten unter Druck, zu reagieren. Die Hoffnung auf Fortschritte im Friedensprozess bleibt gering.
Seit dem Beginn der russischen Invasion im Februar 2022 sind mehr als zwei Jahre vergangen – der Krieg hat sich festgefahren, die diplomatischen Kanäle sind weitgehend versiegt. Das Treffen in der Türkei war das erste direkte Gespräch beider Seiten seit Monaten. Ziel war eine Wiederaufnahme der Kommunikation und möglicherweise ein befristeter Waffenstillstand.
Laut reuters.com verlief das Treffen in Istanbul ohne erkennbare Fortschritte. Russland entsandte demnach eine Delegation ohne konkretes Verhandlungsmandat, was aus Sicht westlicher Beobachter als diplomatisches Manöver zur Verzögerung gewertet wird. Die einzige konkrete Vereinbarung war die Absicht zu einem gross angelegten Gefangenenaustausch, bei dem jeweils rund 1.000 Personen überstellt werden sollen.
Internationale Reaktionen auf das Treffen fielen enttäuscht aus. Führende Politiker in Europa kritisierten den mangelnden Willen Moskaus, substanziell zu verhandeln.
Wenige Stunden nach Abschluss der Gespräche in Istanbul schlug in der Region Sumy eine russische Drohne in einen Kleinbus ein. Neun Menschen starben sofort. Der Bus wurde nahezu vollständig zerstört – Bilder der ukrainischen Polizei zeigen ein Fahrzeug mit herausgerissenem Dach und zerborstenen Fenstern. Alle Opfer waren laut Behördenangaben Zivilpersonen.
Der Angriff traf die Region in einem Moment relativer Ruhe. Die Strecke, auf der sich der Vorfall ereignete, liegt weit entfernt von der Front. Die ukrainische Regierung wertet den Angriff als gezielten Schlag gegen unbewaffnete Zivilisten. Das Verteidigungsministerium in Kiew kündigte an, die Vorfälle vor internationale Gremien zu bringen.
Die ukrainische Führung forderte unmittelbar nach dem Angriff verstärkte internationale Massnahmen – insbesondere von den USA und der EU. Es gehe darum, weitere gezielte Tötungen von Zivilisten zu verhindern und Russland diplomatisch unter Druck zu setzen.
Der angekündigte Gefangenenaustausch, der rund 1.000 Kriegsgefangene auf beiden Seiten betrifft, wäre der grösste seit Beginn des Krieges. Frühere Austauschaktionen fanden in kleinerem Rahmen und meist unter Vermittlung internationaler Partner wie der Türkei oder des Roten Kreuzes statt.
Das Treffen in Istanbul wurde als symbolisch wichtig gewertet, obwohl die Gesprächsdauer von unter zwei Stunden keinen Raum für komplexe Verhandlungen liess. Internationale Vermittlungsbemühungen laufen weiter, insbesondere in der arabischen Welt, aber auch über neutrale Drittstaaten wie die Schweiz.
Die internationale Reaktion auf den Drohnenangriff fiel unterschiedlich aus. Während westliche Regierungen neue Sanktionsrunden prüfen, äusserten sich einige Staaten zurückhaltend oder betonten die Notwendigkeit weiterer diplomatischer Bemühungen.
Der Angriff in Sumy rückt erneut die Lebensrealität der ukrainischen Zivilbevölkerung in den Fokus. Der betroffene Kleinbus transportierte nach Behördenangaben Menschen zwischen zwei Ortschaften im ländlichen Nordosten. Die Opfer hatten keine Verbindung zum Militär.
Viele Familien in der Region stehen unter Schock – sie leben weit entfernt vom unmittelbaren Kampfgeschehen und fühlen sich dennoch nicht sicher. Der Vorfall verstärkt den Eindruck, dass der Krieg auch Regionen bedroht, die bislang als relativ geschützt galten.
Lokale Hilfsorganisationen berichten von zunehmender psychischer Belastung in der Bevölkerung. Der Angriff auf ein ziviles Fahrzeug gilt als weiteres Beispiel für die Erosion sicherer Räume im Kriegsgebiet.
Der Drohnenangriff von Sumy mit neun getöteten Zivilisten markiert einen weiteren Tiefpunkt im russisch-ukrainischen Krieg. Die erfolglosen Gespräche in Istanbul unterstreichen, wie weit beide Seiten von einem Friedensprozess entfernt sind. Kiew fordert neue Sanktionen – doch ob die internationale Gemeinschaft rasch genug handelt, bleibt offen. Der Preis für die ausbleibende Diplomatie ist hoch und trifft vor allem die Zivilbevölkerung.
Verpasse keine News mehr! Aktiviere unseren kostenlosen Whatsapp-Kanal