Akute Erdrutschgefahr bei Blatten (VS): Warum die Lage so brenzlig ist


Blatten (VS). (Symbolbild)

Blatten (VS) warnt vor Erdrutschen – Fokus liegt auf Sofortmassnahmen und Sicherheit

Im Walliser Bergdorf Blatten (VS) spitzt sich die Lage dramatisch zu: Aufgrund starker Niederschläge und instabiler Böden besteht derzeit akute Erdrutschgefahr. Behörden haben erste Strassen gesperrt und evakuieren vorsorglich gefährdete Gebiete. Der Kanton Wallis steht im Alarmmodus – mit direkten Auswirkungen auf Bevölkerung, Tourismus und Infrastruktur. Der folgende Artikel beleuchtet, warum die Situation so kritisch ist, wie die Behörden reagieren und welche Folgen drohen.

Erdrutsche gehören in den Alpen zu den häufigsten Naturgefahren. Besonders betroffen sind Regionen mit steilem Gelände, wassergesättigten Böden und geringer Vegetation. Blatten im Lötschental ist aufgrund seiner Lage und Topografie ein klassisches Risikogebiet. Bereits 2018 und 2021 kam es dort zu Hangrutschungen mit Sachschäden.

Die zunehmende Klimaerwärmung verstärkt das Problem: Laut Bundesamt für Umwelt (BAFU) nehmen Starkniederschläge zu, während der Permafrost in höheren Lagen schmilzt – beides begünstigt Erdrutsche. Eine Studie der ETH Zürich (2023) zeigte, dass sich das Risiko in einigen Walliser Regionen bis 2050 verdoppeln könnte.

Seit dem Wochenende verzeichnete Blatten (VS) mehr als 100 mm Regen. Die Kantonsstrasse Richtung Fafleralp musste am Montagabend aus Sicherheitsgründen gesperrt werden. Wie die Kantonspolizei Wallis mitteilt, sind geologische Instabilitäten festgestellt worden, darunter Risse im Erdreich und abrutschende Hänge.

Laut Gemeindepräsidentin Claudia Zenhäusern befinden sich fünf Gebäude in der Gefahrenzone. „Wir beobachten die Hangbewegungen rund um die Uhr“, so Zenhäusern. Der kantonale Erdrutschspezialist Marc Imboden erklärte gegenüber Radio Rottu Oberwallis (RRO), dass es sich um eine „klassische Folge hydrologischer Überlastung“ handle.

Ein Erdrutsch setzt durchschnittlich 10’000 bis 50’000 Kubikmeter Erdmasse in Bewegung – in Einzelfällen auch über 1 Million. Solche Naturereignisse sind nicht nur gefährlich, sondern auch extrem teuer. Laut der Schweizerischen Mobiliar Versicherung beliefen sich die Erdrutschschäden im Jahr 2022 landesweit auf rund 45 Millionen Franken.

Weniger bekannt: Nicht nur Starkregen, sondern auch zu trockene Perioden im Vorfeld erhöhen das Risiko – durch Bodenrisse und fehlende Bindungsschichten. Das bestätigt eine Untersuchung der Universität Lausanne von 2022. Die Forscher plädieren für „vorausschauendes Monitoring“ und punktuelle Entwässerungslösungen in hochgefährdeten Zonen.

Die Erdrutschgefahr in Blatten (VS) ist ein deutliches Warnsignal für alpine Gemeinden in der Schweiz. Mit zunehmenden Wetterextremen wird Prävention zur Überlebensfrage. Der Fall Blatten zeigt exemplarisch, wie wichtig frühzeitige Evakuierungen, geologische Überwachung und gezielte Schutzmassnahmen sind.

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