Radarkontrollen in der Schweiz: Warum die Polizei die Standorte veröffentlicht

Radarkontrollen: Polizei nennt Standorte – das steckt dahinter

In mehreren Schweizer Kantonen gibt die Polizei die täglichen Radarstandorte bekannt. Warum das passiert, was die Ziele sind und welche Wirkung erzielt wird.

In vielen Schweizer Kantonen werden die täglichen Standorte von Radarkontrollen öffentlich gemacht – sei es auf Webseiten der Kantonspolizei oder in Medienportalen. Dieses Vorgehen wirft Fragen auf: Sollten Verkehrssünder nicht überrascht werden? Ist das nicht kontraproduktiv für die Verkehrssicherheit? Die Antwort ist komplexer als vermutet. Der Beitrag beleuchtet die Beweggründe, regionale Unterschiede und die Wirkung auf Verkehrsteilnehmer.

Radarkontrollen dienen in der Schweiz nicht primär der Sanktionierung, sondern der Verkehrssicherheit. Besonders sogenannte semistationäre Messanlagen – oft an bekannten Unfallschwerpunkten platziert – sollen zu vorausschauendem Fahren anregen. Die gesetzliche Grundlage für den Betrieb solcher Anlagen liegt bei den Kantonen. Manche Polizeikorps informieren proaktiv über aktuelle Messstandorte, etwa im Rahmen der Verkehrsprävention.

Beispielhaft zeigt sich dies im Kanton St. Gallen, wo die Kantonspolizei wöchentlich eine Liste mit geplanten Standorten veröffentlicht. Auch in Graubünden, Luzern und Solothurn gehört diese Praxis zur Verkehrspolitik. Ziel ist laut Polizeisprechern nicht das Bussenkassieren, sondern die nachhaltige Erhöhung der Aufmerksamkeit für Geschwindigkeitsbegrenzungen.

Nicht alle Kantone veröffentlichen Radarkontrollen. So setzen etwa die Kantonspolizeien in Basel-Stadt oder Genf auf verdeckte Tempokontrollen, um gezielt gegen Raser und notorische Temposünder vorzugehen. Der Kanton Wallis hingegen kombiniert beide Methoden: punktuelle Vorankündigungen und überraschende Blitzer.

Ein Sprecher der Luzerner Polizei erläuterte im April 2025 gegenüber „SRF“, dass die Veröffentlichung abschreckend wirke: „Wenn Autofahrende wissen, wo kontrolliert wird, reduzieren sie generell das Tempo – nicht nur am betreffenden Ort.“ Diese Strategie führe laut internen Auswertungen zu einem messbaren Rückgang von Geschwindigkeitsüberschreitungen in den betreffenden Zonen.

Eine ETH-Studie von 2023 untersuchte den Einfluss öffentlich kommunizierter Blitzerstandorte auf das Fahrverhalten. Das Resultat: In Kantonen mit Ankündigung sank die durchschnittliche Überschreitungsrate um bis zu 18 %. Auch die Zahl der Unfälle mit Personenschaden reduzierte sich signifikant.

Ein weiteres Argument für die Transparenz ist die juristische Absicherung: Durch Vorankündigung kann der Eindruck von Abzocke oder Willkür vermieden werden. Einige Verkehrsanwälte begrüssen dies als Beitrag zur Fairness und Nachvollziehbarkeit staatlicher Massnahmen.

Ähnliche Aussagen finden sich häufig in Online-Kommentaren. Viele Autofahrende fühlen sich durch das Wissen um die Messungen fairer behandelt. Andere kritisieren, dass notorische Raser ohnehin nicht auf Ankündigungen reagieren würden.

Die Veröffentlichung von Radarkontrollen ist kein Freipass für Temposünder, sondern ein Instrument der Verkehrsprävention. Je nach Kanton ist der Umgang unterschiedlich, doch der Fokus liegt auf Unfallvermeidung. Studien und Erfahrungsberichte stützen den Ansatz. Wer weiss, wo kontrolliert wird, fährt oft bewusster – und das rettet im Zweifel Leben.

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By imTicker

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