115 Jahre alte Lorzentobelbrücke als Verbindung von Berg und Tal umfassend instandgesetzt
Die über 100-jährige Lorzentobelbrücke ist mehr als ein Bauwerk – sie ist ein Symbol für den Fortschritt im Kanton Zug. Nach einer zweijährigen, umfassenden Sanierung wurde die denkmalgeschützte Brücke nun feierlich dem Langsamverkehr übergeben. Damit ist nicht nur ein wichtiges historisches Wahrzeichen erhalten geblieben, sondern auch eine funktionale Verbindung zwischen Tal- und Berggemeinden für weitere 75 Jahre gesichert. Die Eröffnung vereinte Politik, Bevölkerung und Geschichte – und stellt die Brücke erneut ins Zentrum der regionalen Identität.
Die Lorzentobelbrücke wurde 1910 als Reaktion auf jahrzehntelange infrastrukturelle Engpässe erbaut. Zuvor war die Verbindung zwischen Zug/Baar und den höher gelegenen Gemeinden wie Menzingen oder dem Ägerital mühsam und gefährlich. Schon im 19. Jahrhundert wurde sie als wirtschaftlich dringend notwendig erachtet – insbesondere für den Transport von Gütern aus Unterägeri, wo seit 1834 die Spindeln einer florierenden Textilindustrie schnurrten. Zahlreiche Bauprojekte wurden geprüft, bis sich der Kantonsrat für den Entwurf von Franz Müller entschied. Die Brücke war ein bedeutender Modernisierungsschritt für die Region – und ein verbindendes Symbol zwischen Tradition und Aufbruch.
Am Eröffnungstag der sanierten Brücke kamen Vertreter:innen aus Baar, Menzingen und Unterägeri zusammen, ebenso wie Baudirektor Florian Weber. Die Brücke ist nun wieder dem Langsamverkehr gewidmet – also Fussgänger:innen und Velofahrer:innen – und steht für die gelungene Verbindung von Denkmalpflege und Alltagsnutzung. Die Sanierung sichert die Tragfähigkeit für weitere 75 Jahre. Sie wurde nicht nur technisch auf den neuesten Stand gebracht, sondern auch behutsam in ihrer ursprünglichen architektonischen Eleganz bewahrt. Das Projekt unterstreicht die Bedeutung von nachhaltiger Infrastrukturpflege im alpinen Raum.
Bereits beim ursprünglichen Bau sorgte der Beton für Diskussionen: Die Mischung war zu mager, wie eidgenössische Experten kritisierten. In den 1950er Jahren wurden erste Risse festgestellt, was zur Einführung von Einbahn- und Temporegelungen führte. 1977 drohte der Einsturz – die Brücke wurde für ein halbes Jahr gesperrt. Erst der Neubau 1985 sicherte die Verkehrsführung dauerhaft. Die Sprengung der historischen Brücke konnte durch ein Bürgerkomitee verhindert werden. 1986 stimmten über 63 % der Zuger Bevölkerung für den Erhalt – ein seltener Erfolg zivilgesellschaftlichen Engagements im Bereich Baukultur
Die wiedereröffnete Lorzentobelbrücke verbindet nicht nur geographisch Berg und Tal – sie steht auch symbolisch für den respektvollen Umgang mit Geschichte und Fortschritt. Sie bleibt ein sichtbares Zeugnis kantonaler Infrastrukturentwicklung und ein Denkmal bürgerschaftlichen Engagements. Für kommende Generationen bietet sie nicht nur sicheren Übergang, sondern auch gelebte Erinnerungskultur. Wer sie überquert, betritt mehr als nur die andere Seite des Tobels – er durchschreitet ein Jahrhundert regionaler Geschichte.
Verpasse keine News mehr! Aktiviere unseren kostenlosen Whatsapp-Kanal