Hausverbot für Jugendliche: Warum Einkaufszentren die Notbremse ziehen


Einkaufszentrum mit Sicherheitsdienst am Eingang

Immer mehr Einkaufszentren greifen zum Hausverbot – vor allem Jugendliche sind betroffen.

Ein Thema, das polarisiert

Die Einführung von Hausverboten für Jugendliche in Schweizer Einkaufszentren sorgt derzeit für Aufsehen. In mehreren Städten berichten Betreiber von zunehmendem Fehlverhalten, Konflikten und Sicherheitsbedenken. Die Massnahme ist umstritten – zwischen notwendiger Prävention und sozialer Ausgrenzung.

Hintergrund ist ein landesweiter Trend zu mehr Sicherheit im öffentlichen Raum, ausgelöst durch Vorfälle, die teils viral gingen. Was als Einzelfall begann, entwickelt sich nun zu einem gesellschaftlichen Diskurs.

Zunehmende Spannungen – wie es dazu kam

Bereits im Jahr 2023 verzeichneten Einkaufszentren in Bern, Zürich und Winterthur eine Häufung von Vandalismus, Diebstählen und Störungen des öffentlichen Friedens. Laut dem Branchenverband „Shopping Switzerland“ haben sich die gemeldeten Vorfälle innerhalb von zwei Jahren nahezu verdoppelt.

Zentren wie das „Glattzentrum“ (ZH) oder das „Westside“ (BE) berichten von Gruppen Jugendlicher, die gezielt provozieren, Kunden belästigen oder Einrichtungen beschädigen. Laut einem Vertreter des Zentrummanagements handelt es sich meist um „wiederkehrende Gruppen ohne Kaufabsicht“. Als Reaktion wurden punktuelle Hausverbote ausgesprochen – teilweise auch flächendeckend für Altersgruppen unter 18.

Verhaltensregeln, Zahlen und Einschätzungen

Laut einer Studie des Bundesamts für Statistik (BFS) aus dem Jahr 2024 fühlen sich 43 % der befragten Besucherinnen und Besucher in Einkaufszentren unsicher, wenn grössere Gruppen Jugendlicher anwesend sind. Gleichzeitig zeigt dieselbe Studie: Nur 8 % der Jugendlichen geben an, jemals von einem Hausverbot betroffen gewesen zu sein.

Experten wie Prof. Dr. Michael Kunz, Soziologe an der Universität Luzern, warnen vor Pauschalisierung: „Die Massnahme trifft oft auch Unbeteiligte und kann das Misstrauen gegenüber Jugendlichen verstärken.“ Rechtlich sind Hausverbote privatrechtlich gedeckt, solange sie verhältnismässig begründet werden.

Viele Jugendliche berichten, dass sie sich pauschal beobachtet oder unerwünscht fühlen – selbst wenn sie sich regelkonform verhalten. Einkaufszentren geraten so zunehmend in ein Spannungsfeld zwischen Sicherheit und sozialer Verantwortung.

Ausblick: Zwischen Kontrolle und Dialog

Der gesellschaftliche Druck auf Einkaufszentren steigt – zwischen Kundensicherheit, Imagepflege und sozialer Verantwortung. Klar ist: Hausverbote sind keine langfristige Lösung. Vielmehr braucht es Präventionsarbeit, Dialogformate und transparente Kommunikation. Pilotprojekte mit Streetworkern und Sicherheitstrainings für Mitarbeitende laufen bereits.

Diskutieren Sie mit: Welche Erfahrungen haben Sie gemacht? Was sollte getan werden, damit öffentliche Räume für alle zugänglich bleiben?

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