Cybermobbing bei Jugendlichen – was Eltern tun können

ByimTicker

Freitag, 11. April 2025 , , , ,

Schweizerische Kriminalprävention

Digitale Gewalt erkennen, richtig handeln und Kinder stärken

Soziale Medien sind aus dem Alltag von Jugendlichen nicht mehr wegzudenken. Doch die digitale Welt bringt nicht nur Chancen, sondern auch Risiken mit sich. Cybermobbing ist für viele Teenager eine bittere Realität – mit weitreichenden Folgen für ihr Selbstwertgefühl und ihre psychische Gesundheit. Eltern sind oft ratlos: Wie erkenne ich, ob mein Kind betroffen ist? Und wie kann ich helfen? Dieser Artikel gibt konkrete Antworten und praxisnahe Tipps.

1. Was ist Cybermobbing?

Cybermobbing bezeichnet das absichtliche Beleidigen, Bedrohen, Bloßstellen oder Belästigen einer Person über digitale Kanäle – etwa durch soziale Netzwerke, Messenger, Online-Games oder E-Mails. Die Täter agieren oft anonym, was das Mobbing besonders belastend macht.

Typische Formen:

  • Beleidigungen oder Drohungen per Chat
  • Bloßstellung durch das Teilen von peinlichen Bildern oder Videos
  • Ausgrenzung aus Gruppen-Chats
  • Verbreitung von Gerüchten oder Lügen
  • Identitätsdiebstahl (Fake-Profile)

Cybermobbing findet rund um die Uhr statt – es gibt keine „sichere“ Zeit, kein Zuhause, das schützt.

2. Wie verbreitet ist Cybermobbing unter Jugendlichen?

Laut Studien wie der JAMES-Studie (Schweiz) oder dem EU Kids Online Report ist etwa jeder fünfte Jugendliche schon einmal von Cybermobbing betroffen gewesen. Besonders häufig sind Mädchen im Alter zwischen 13 und 17 Jahren betroffen. Die Folgen reichen von Rückzug über Schulverweigerung bis hin zu Depressionen oder Suizidgedanken.

3. Woran Eltern Cybermobbing erkennen

Nicht jedes Kind spricht offen über seine Probleme. Umso wichtiger ist es, auf Warnsignale zu achten:

  • Rückzug, plötzliche Stimmungsschwankungen
  • Vermeidung von Handy oder Computer
  • Schlafstörungen oder Appetitverlust
  • Leistungsabfall in der Schule
  • Unerklärliche Wut oder Traurigkeit nach dem Blick aufs Smartphone

Wenn solche Veränderungen auftreten, sollten Eltern sensibel das Gespräch suchen – ohne Vorwürfe oder Druck.

4. Was Eltern konkret tun können

a) Vertrauensbasis schaffen

Ein stabiles Vertrauensverhältnis ist die beste Prävention. Redet regelmässig mit euren Kindern über ihren Alltag – online wie offline. Zeigt Interesse, ohne Kontrolle auszuüben.

b) Gespräche auf Augenhöhe

Vermeidet Panikreaktionen oder Verbote. Fragt nach, wie es dem Kind geht, was es erlebt und was es belastet. Zuhören ist wichtiger als sofort Lösungen zu liefern.

c) Beweise sichern

Wenn klar ist, dass Cybermobbing vorliegt: Screenshots machen, Chatverläufe speichern. Diese können für Gespräche mit Schule, Polizei oder Beratungsstellen wichtig sein.

d) Plattformen informieren

Viele soziale Netzwerke bieten die Möglichkeit, beleidigende Inhalte zu melden und Nutzer zu blockieren. Eltern können gemeinsam mit dem Kind solche Schritte einleiten.

e) Schule und Fachstellen einbeziehen

Lehrpersonen, Schulsozialarbeit oder externe Fachstellen wie Pro Juventute, klicksafe.ch oder 147.ch bieten Unterstützung und können vermitteln.

5. Was Eltern vermeiden sollten
  • Bagatellisieren: Aussagen wie „Das ist doch nicht so schlimm“ verletzen mehr, als sie helfen.
  • Verbote aussprechen: Handy- oder Internetverbote führen oft nur dazu, dass Kinder sich noch mehr zurückziehen.
  • Öffentliche Konfrontation: Täter im Internet direkt anzusprechen kann die Situation eskalieren.
6. Digitale Medienkompetenz fördern

Aufklärung ist der Schlüssel: Je besser Jugendliche über die Risiken und Regeln im Netz Bescheid wissen, desto selbstbewusster können sie sich schützen.

Tipps:

  • Sprecht über Datenschutz, Privatsphäre und Umgang mit Bildern
  • Klärt über Cybermobbing und seine Folgen auf
  • Übt gemeinsam, wie man sich gegen Mobbing wehren kann (z. B. blockieren, melden, Hilfe holen)
  • Stärkt die Persönlichkeit eures Kindes: Selbstwert, Empathie und Konfliktfähigkeit sind der beste Schutz
7. Prävention durch Vorbilder

Kinder orientieren sich an Erwachsenen. Wer selbst respektvoll mit anderen umgeht – auch online – zeigt, wie digitale Kommunikation funktioniert. Eltern sollten ihre Vorbildrolle ernst nehmen und offen mit ihren eigenen Online-Erfahrungen umgehen.

8. Unterstützung holen: Beratungsstellen und Hilfsangebote

In der Schweiz gibt es zahlreiche Anlaufstellen für betroffene Kinder und ihre Eltern:

  • 147.ch – kostenlose und anonyme Hilfe für Jugendliche
  • Pro Juventute Elternberatung – 058 261 61 61
  • Klicksafe.ch – Infos und Materialien zu digitaler Sicherheit
  • Schulsozialarbeit – erste Ansprechstelle bei Problemen im Schulumfeld
9. Fazit: Gemeinsam gegen digitale Gewalt

Cybermobbing ist ein ernstes Problem – aber Eltern müssen dem nicht hilflos gegenüberstehen. Mit Aufmerksamkeit, Vertrauen und Wissen können sie ihre Kinder stärken und im Ernstfall unterstützen. Entscheidend ist, früh zu handeln und Kinder zu ermutigen, über ihre digitalen Erlebnisse zu sprechen. Nur gemeinsam lässt sich ein respektvoller Umgang im Netz etablieren.

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