Affäre in Schaffhausen: Spur führt zu Wahlverlierer Thomas Minder


Simon Stocker mit Familie nach Rücktrittsurteil des Bundesgerichts (Symbolbild)

Absetzung von Simon Stocker: E-Mails und Rechnungen belasten das Minder-Lager

Die Absetzung von SP-Ständerat Simon Stocker (43) sorgt weiterhin für politische Spannungen in Schaffhausen (SH). Nachdem das Bundesgericht seine Wahl im März 2025 wegen Wohnsitzfragen für ungültig erklärte, tauchen nun brisante Dokumente auf, die eine neue Wendung bringen: Hinter der Wahlbeschwerde könnte tatsächlich das Umfeld des unterlegenen Politikers Thomas Minder (64) stecken.

Laut Blick-Recherchen gehen sämtliche Anwaltsrechnungen im Zusammenhang mit der Beschwerde an Claudio Kuster – Minders langjährigen Vertrauten und Wahlkampfleiter. Insgesamt belaufen sich die Rechnungen für das Verfahren auf knapp 20’000 Franken. Öffentlich hatte das Minder-Lager stets behauptet, der anonyme Beschwerdeführer handle aus staatsbürgerlichem Pflichtgefühl – unabhängig und ohne politische Hintermänner.

Die neuen Erkenntnisse widersprechen dieser Darstellung deutlich. Die Zahlungen belegen, dass Kuster, der seit über 20 Jahren eng mit Minder verbunden ist, die juristische Auseinandersetzung aktiv unterstützt hat. Bereits 2004 begann seine Laufbahn im Umfeld Minders, später war er treibende Kraft hinter der Abzocker-Initiative und begleitete Minder bis in den Ständerat.

Die Verbindung zwischen dem angeblich unabhängigen Beschwerdeführer und dem Minder-Lager wurde vor dem Obergericht Schaffhausen im Juni 2024 erstmals thematisiert. Dort gab der Mann zu, im Wahlkampf für Minder aktiv gewesen zu sein und vor Einreichen der Beschwerde mit Kuster in Kontakt gestanden zu haben. Letzterer habe ihm den Anwalt vermittelt, der später die Beschwerde beim Bundesgericht einreichte.

Besonders brisant: Kurz vor Prozessbeginn versuchte die Kanzlei noch, die Öffentlichkeit vom Verfahren auszuschliessen – für 2000 Franken. Das Gericht lehnte ab. Eine Minderheit der Oberrichter stufte die Beschwerde als rechtsmissbräuchlich ein. Doch erst das Bundesgericht hob Stockers Wahl schliesslich auf.

Die Schaffhauser SP zeigt sich nun bestätigt. Co-Präsidentin Romina Loliva erklärt: «Endlich haben wir Klarheit. Wir haben es mit einer orchestrierten Aktion aus bürgerlichen Kreisen gegen den Wahlsieger Simon Stocker zu tun.» Thomas Minder selbst schweigt – ebenso wie Claudio Kuster, der Nachfragen ausweicht.

Simon Stocker selbst äussert sich nicht zu den jüngsten Enthüllungen. Er wohnt inzwischen mit seiner Familie in einer Wohnung in Schaffhausen. Die SP bereitet sich auf die Neuwahl vom 29. Juni 2025 vor. Die FDP stellt mit Severin Brüngger einen eigenen Kandidaten. Ob Minder erneut antritt, bleibt offen. Die Zeichen deuten aber auf einen Rückzug hin.

Der Ausgang der Neuwahl wird zeigen, wie die Bevölkerung diese Affäre beurteilt – und ob Simon Stocker politisch rehabilitiert wird. Quelle Blick.ch

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