Arbeitssuchende 55+ und Fachkräftemangel in der Schweiz


Symbolbild

Die Herausforderungen des Arbeitsmarkts für über 55-Jährige
Der demografische Wandel verändert die Arbeitswelt in der Schweiz spürbar. Seit 2010 ist das Durchschnittsalter der Erwerbstätigen um 1,5 Jahre gestiegen, und der Anteil der über 55-Jährigen in der erwerbstätigen Bevölkerung nahm um 6 Prozent zu. Parallel dazu wächst die Gruppe der über 65-Jährigen, was den Bedarf an Arbeitskräften in Sektoren mit hoher Dienstleistungsintensität erhöht. Trotz dieser Entwicklung haben Arbeitssuchende ab 55 Jahren oft Schwierigkeiten, eine neue Stelle zu finden.

Arbeitsmarktpotenzial und Fachkräftemangel
Der steigende Fachkräftemangel macht deutlich, dass das Arbeitskräftepotenzial älterer Menschen nicht ausreichend genutzt wird. Laut einer aktuellen Studie von Swiss Life sehen viele Unternehmen ältere Mitarbeitende nicht als zentrale Lösung gegen den Fachkräftemangel. Nur 22 Prozent der befragten Unternehmen geben an, über 55-Jährige aktiv zur Deckung ihres Bedarfs einzustellen. Lediglich 13 Prozent fördern das Arbeiten über das Rentenalter hinaus.

Strategien der Arbeitgeber gegen Fachkräftemangel
Unternehmen setzen primär auf andere Massnahmen:

  • Weiterbildung von Mitarbeitenden (44 Prozent)
  • Flexibilität durch Teilzeit oder Jobsharing (43 Prozent)
  • Möglichkeiten für Homeoffice (40 Prozent)
  • Förderung von Lernenden (36 Prozent)

Das Arbeitskräftepotenzial älterer Personen wird hingegen weniger genutzt. Studienautoren kritisieren, dass die Weiterbeschäftigung im Rentenalter oder die gezielte Einstellung älterer Mitarbeitender selten ernsthaft in Betracht gezogen wird.

Widersprüche und Herausforderungen
Ein interessantes Ergebnis der Swiss Life-Studie ist, dass Unternehmen, die stark vom Fachkräftemangel betroffen sind, seltener Frühpensionierungen fördern. Dies zeigt eine gewisse Anpassung an die Herausforderungen des Arbeitsmarkts. Doch gleichzeitig besteht wenig Bereitschaft, über 65-Jährige neu einzustellen oder länger zu beschäftigen. Dies lässt darauf schliessen, dass der Fachkräftemangel zwar wahrgenommen wird, aber noch nicht gravierend genug ist, um tiefgreifende Veränderungen herbeizuführen.

Zukunftsperspektiven: Ältere Mitarbeitende als Ressource
Angesichts des demografischen Wandels und des stagnierenden Wachstums der Erwerbsbevölkerung wird die bessere Integration älterer Mitarbeitender eine zentrale Rolle spielen müssen. Unternehmen könnten von der Erfahrung, Loyalität und Stabilität profitieren, die diese Altersgruppe mitbringt. Gleichzeitig sind strukturelle Anpassungen nötig, um Arbeitsplätze attraktiver zu gestalten und den Fachkräftemangel nachhaltig zu bewältigen.

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