Traditionsfirma Schoeller Textil AG schliesst Werk in Sevelen SG – Produktion nach Asien verlagert


Die Fabrik von Schoeller Textil in Sevelen SG wird bis Ende 2025 geschlossen. (Symbolbild)

Das traditionsreiche St. Galler Unternehmen Schoeller Textil AG stellt seine Produktion in Sevelen SG ein und verlagert sie nach Asien. Das Werk wird bis Ende 2025 schrittweise geschlossen.

Das Ende einer Ära: Schoeller Textil AG schliesst Werk in Sevelen

Die Schweizer Textilbranche steht vor einem weiteren tiefgreifenden Wandel. Die renommierte Schoeller Textil AG, bekannt für ihre Hightech-Gewebe und innovative Outdoor-Bekleidung, wird ihr traditionsreiches Werk in Sevelen SG Ende 2025 schliessen. Der Unternehmensentscheid, der nach langen Jahren der Krise und des Strukturwandels getroffen wurde, stellt das Ende einer Ära im St. Galler Rheintal dar. Das Unternehmen, das seit mehr als 70 Jahren in der Region ansässig ist, muss sich den realen Herausforderungen der globalisierten Wirtschaft stellen.

Als Hauptursache nennt der CEO der Schoeller Textil AG, Joachim Kath, die hohen Lohn- und Energiekosten in der Schweiz. Hinzu kommen der starke Franken und die nach wie vor schwierige Marktlage, die vor allem durch die Pandemie verschärft wurde. Corona hat der Textilbranche einen erheblichen Dämpfer verpasst – die Nachfrage nach Outdoor-Bekleidung und Sporttextilien ist nach dem Höhepunkt in den Jahren vor der Pandemie deutlich zurückgegangen. Trotz intensiver Bemühungen konnte Schoeller den Rückgang nicht mehr auffangen.

Die Gründe für die Schliessung: Hohe Kosten und schwache Nachfrage

Laut Kath war der Entscheid, das Werk zu schliessen, unvermeidlich, obwohl man in der Vergangenheit alles versucht habe, um diese Situation zu vermeiden. Die Exportquote des Unternehmens liegt bei über 80 Prozent, was die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens zusätzlich erschwerte. Besonders die hohen europäischen Energiepreise im Vergleich zu den günstigeren Kosten in Asien führten dazu, dass Schoeller Textil seine Produktion aus der Schweiz abziehen musste. Der Standortfaktor in der Schweiz, so Kath, sei einfach nicht mehr konkurrenzfähig.

Die Rückgänge in der Nachfrage nach Outdoor-Bekleidung, die während der Pandemie besonders dramatisch ausfielen, trugen ihren Teil dazu bei. In den letzten Jahren wurde zunehmend klar, dass die Branche unter der starken Konkurrenz aus Asien leidet, wo die Produktionskosten erheblich niedriger sind. Auch der Stellenabbau von 23 Mitarbeitenden Anfang des Jahres konnte den Verlust von rund 5 Millionen Franken Umsatz nicht ausgleichen.

Hochwertige Textilien für anspruchsvolle Märkte

Schoeller Textil ist besonders bekannt für seine Hightech-Gewebe, die vor allem in der Sportbekleidung, der Outdoor-Branche, aber auch in Schutztextilien Verwendung finden. Das Unternehmen hat in der Vergangenheit immer wieder Innovationen hervorgebracht, darunter die ersten elastischen Stoffe für Skianzüge in den 1960er-Jahren. Die Marke war daher nicht nur ein wichtiger Akteur auf dem Schweizer Markt, sondern auch international anerkannt. Schoeller produzierte unter anderem Stoffe für die Polizei, Militärs und für die Motorradbekleidung. Doch die kontinuierlich steigenden Produktionskosten und die schwankende Nachfrage in der Branche haben das Unternehmen zunehmend in die Enge getrieben.

Verlagerung der Produktion nach Asien

Der Übergang der Produktionsstätten nach Asien soll dazu beitragen, die Markenidentität zu bewahren und gleichzeitig wettbewerbsfähig zu bleiben. Für die verbleibenden 170 Mitarbeitenden wird nun nach sozialverträglichen Lösungen gesucht. In Zusammenarbeit mit der Betriebskommission und den Gewerkschaften sollen Lösungen gefunden werden, die den betroffenen Angestellten eine faire Abfindung und möglicherweise neue berufliche Perspektiven bieten.

Mit dieser Entscheidung tritt Schoeller Textil AG in die Fussstapfen anderer Traditionsunternehmen, die in den letzten Jahren ähnliche Schritte gehen mussten. Erst im August 2024 wurde die Cilander AG aus Herisau AR gezwungen, ihr Werk aufgrund von steigenden Kosten und einer zurückgehenden Nachfrage zu schliessen. Für 190 Mitarbeitende war dies ein einschneidender Schritt, der die ökonomischen Herausforderungen der Textilbranche verdeutlicht.

Fazit: Ein schwerer Schritt für die Textilindustrie

Die Schliessung des Schoeller Textil-Werks in Sevelen SG ist ein weiteres Zeichen für die strukturellen Veränderungen in der Schweizer Textilindustrie. Die Herausforderungen durch höhere Produktionskosten, Konkurrenz aus dem Ausland und die nachlassende Nachfrage haben es immer schwieriger gemacht, Produktionsstätten in der Schweiz zu halten. Doch auch in der globalisierten Wirtschaft bleibt es wichtig, die Markenidentität zu bewahren und die Qualität der Produkte aufrechtzuerhalten. Schoeller wird nun auf Asien setzen, um die Marke zu erhalten – ein Schritt, der die Tradition der Schweizer Textilproduktion auf eine harte Probe stellt.

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