Lugano sucht nach neuen Einnahmequellen und wirbt gezielt bei Superreichen, um die städtischen Finanzen zu stützen. Doch nicht alle Bewohner sind von der Strategie begeistert.
Finanzielle Herausforderung für Lugano
Die Stadt Lugano steckt in einer finanziellen Schieflage, das kommende Budget weist ein grosses Defizit auf. Um die städtischen Ausgaben zu decken, soll der Steuerfuss für juristische Personen erhöht werden, eine Massnahme, die den ehemaligen SVP-Präsidenten und aktuellen Stadtrat Marco Chiesa alarmiert. Als Finanzvorsteher ist er auf der Suche nach stabilen Einnahmequellen, die Luganos Attraktivität nicht mindern. „Eine gute Basis an Steuerzahlern, besonders unter den Wohlhabenden, könnte Lugano langfristig unterstützen“, so Chiesa.
Lugano als Magnet für die „Superricchi“
Die Stadt verzeichnet bereits etwa 1000 pauschalbesteuerte Bewohner, darunter immer mehr Multimillionäre und Superreiche. Laut dem aktuellen Centi-Millionaire-Report 2024 leben 35 Personen mit einem Vermögen von über 100 Millionen Franken in Lugano. Besonders attraktiv ist das Quartier Brè-Aldesago am Monte Brè, wo viele Reiche sich niederlassen. Antonio Rossi, der Kommissionspräsident des Quartiers, begrüsst den Zuzug der Wohlhabenden und sieht keine negativen Auswirkungen für die Nachbarschaft. „Die Superreichen stören hier niemanden“, so Rossi.
Zunehmende Kluft zwischen Reich und Mittelstand
Ein kritischerer Ton kommt aus Pregassona, wo Quartierkommissionspräsident Marco Imperadore eine zunehmende soziale Distanz zwischen den Quartierbewohnern beobachtet. Während sich reiche Neuzuzügler am Hang niederlassen, leben weiter unten Mittelstands- und Migrantenfamilien. Laut Imperadore nehmen die Reichen kaum am Sozialleben teil, was negative Folgen für das lokale Gewerbe und die Nachbarschaft haben könnte. „Diese Leute isolieren sich in ihren Häusern und unterstützen das Gewerbe kaum“, meint Imperadore besorgt.
Werbekampagne für die „Superricchi“ in London
Lugano sieht die Superreichen als wichtige Einnahmequelle und plant eine gezielte Werbekampagne in London, um weitere Wohlhabende anzuziehen. Mitte November wird eine Delegation aus Lugano nach London reisen, um die Vorzüge der Stadt als Wohnsitz zu präsentieren. Laut Prognosen könnte sich die Zahl der Superreichen in Lugano in den kommenden 15 Jahren mehr als verdoppeln.
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