Italienisches Paar nach Leihmutterschaftsfall in Argentinien gestoppt


Künstliche Befruchtung. (Bild: Ansa)

Eine neugeborene Tochter, geboren durch eine Leihmutter in Argentinien, befindet sich aktuell mit ihren italienischen Eltern in Buenos Aires. Das Paar hat sich verpflichtet, das Land vorerst nicht zu verlassen. Die argentinischen Behörden untersuchen den Fall unter strenger Aufsicht.

Die Eltern hatten ursprünglich geplant, das Land gemeinsam mit ihrer Tochter zu verlassen. Der Anwalt der beiden, Arnaldo Germán Pereira Dos Santos, erklärte gegenüber der Zeitung La Nacion, dass die Leihmutterschaft in Argentinien gesetzlich nicht klar geregelt sei. Die Behörden prüfen mögliche Verstösse, auch gegen den Hintergrund eines fehlenden rechtlichen Rahmens in Argentinien.

In den vergangenen Monaten haben die Behörden landesweit Ermittlungen zu ähnlichen Fällen eingeleitet. Mehr als 100 Fälle möglicher Menschenhandels- und Leihmutterschaftsdelikte stehen dabei im Fokus der Justiz. Ein aktueller Fall in Cordoba zeigt die Tragweite: Dort sollen Frauen in wirtschaftlich schwierigen Lagen gezielt angesprochen worden sein. Hierbei waren mehrere Personen beteiligt, darunter Klinikinhaber, Anwälte und Psychologen, die die Eignung der Frauen bescheinigten.

Facebook-Kontakt und Zahlung für die Schwangerschaft

Die Mutter der kleinen Tochter wurde über eine Facebook-Gruppe kontaktiert. Nach eigenen Angaben erhielt sie für die Schwangerschaft rund 5.500 Euro. Die Frau, die bereits im Alter von 18 Jahren ihre Eizellen gespendet hatte, berichtete, dass solche Vereinbarungen in ihrem Wohnviertel in Rosario häufiger vorkommen. Die Vermittlung erfolgte offenbar durch eine Organisation, die teilweise mit Ansprechpartnern in den USA operierte.

Wie bekannt wurde, arrangierte die Organisation eine Wohnung für die werdende Mutter im wohlhabenden Stadtteil Recoleta in Buenos Aires. Dort blieb sie bis zur Geburt am 10. Oktober in einer argentinisch-schweizerischen Privatklinik.

Mehrere Fluchtversuche verhindert

Nach der Geburt versuchte das italienische Paar zweimal, das Land zu verlassen. Beim ersten Versuch am vergangenen Mittwoch begleitete die Mutter das Paar zum Flughafen von Buenos Aires, um das Kind offiziell zu übergeben. Bereits damals fiel den Beamten die grosse soziale Diskrepanz zwischen der Mutter und dem italienischen Vater auf.

Am Donnerstag versuchte die Familie erneut, diesmal am internationalen Flughafen Ezeiza. Obwohl die Dokumente formal korrekt waren, war schnell klar, dass die Beziehung zwischen der Frau aus Rosario und dem italienischen Mann kaum eine natürliche Zeugung nahelegte, da dieser seit August 2023 nur einmal in Argentinien gewesen war.

Gerichtliche Intervention in letzter Minute

Der Fall erregte das Interesse der Migrationsbehörde, die daraufhin den Bundesrichter Federico Villena am Flughafen kontaktierte. Staatsanwalt Sergio Mola nahm die Ermittlungen auf und stellte mögliche Straftaten wie Menschenhandel, Kinderhandel und unrechtmässige Aneignung von Minderjährigen in den Raum.

Am Freitag unternahmen die Italiener einen dritten Versuch und planten diesmal, gemeinsam mit der Leihmutter das Land zu verlassen. Sie hatten zunächst einen Flug für den Mittag gebucht, entschieden sich jedoch kurz vor Abflug für einen Air-France-Flug um Mitternacht. Zu diesem Zeitpunkt war die Migrationsbehörde bereits alarmiert, und die Gruppe wurde noch vor dem Abflug gestoppt.

Zukunft des Kindes unklar

Die Ermittlungen der argentinischen Behörden dauern an. Der Fall wirft ein Schlaglicht auf die rechtlichen Herausforderungen der Leihmutterschaft in Argentinien, einem Land ohne spezifische Gesetzgebung zu diesem Thema. Sowohl das Kind als auch das italienische Paar befinden sich derzeit noch in Argentinien, und die Justiz prüft alle weiteren Schritte.

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