Sozialhilfequoten auf Rekordtief: Herausforderungen und Perspektiven


Psychische Belastungen bei Sozialhilfebeziehenden steigen

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Die Sozialhilfequoten in Schweizer Städten haben 2023 einen neuen Tiefstand erreicht. Der jüngste Bericht zeigt eine rückläufige Zahl der Sozialhilfebeziehenden – eine positive Entwicklung. Gleichzeitig sind jedoch psychische Belastungen unter den Betroffenen ein wachsendes Problem, das eine neue Herausforderung für die städtischen Sozialdienste darstellt.

Sozialhilfequoten auf historischem Tiefstand

In den Schweizer Städten sind die Sozialhilfequoten so tief wie schon lange nicht mehr. Der aktuelle Bericht „Sozialhilfe in Schweizer Städten“ zeigt, dass die Zahl der Sozialhilfebeziehenden im Vergleich zum Vorjahr abgenommen hat – im Durchschnitt der 14 beteiligten Städte um 4,3 Prozent. Dieser positive Trend ist unter anderem auf die gute Lage auf dem Arbeitsmarkt zurückzuführen, die zu weniger Neueintritten in die Sozialhilfe führt.

Auch vorgelagerte Massnahmen wie Aus- und Weiterbildungen sowie andere Sozialleistungen tragen zur Abnahme der Sozialhilfequoten bei. In 12 von 14 Städten liegen die Quoten 2023 unter dem Niveau von 2019, in elf sogar unter dem Niveau von vor zehn Jahren. Der Trend zeigt, dass die Sozialhilfequoten sich weiter rückläufig entwickeln.

Wachsende psychische Belastungen als Herausforderung

Parallel zu den sinkenden Sozialhilfequoten steigt jedoch der Anteil der Betroffenen mit psychischen Beeinträchtigungen. Gemäss Einschätzung der städtischen Sozialdienste sind rund ein Viertel der Klientinnen und Klienten psychisch stark belastet. In den letzten fünf Jahren hat sich dieser Anteil in 13 von 14 befragten Städten erhöht.

Viele Sozialdienste setzen sich aktiv mit dem Thema auseinander, indem sie ihre Mitarbeitenden weiterbilden und fachliche Beratung anbieten. Doch fehlt es oft an systematischen Ansätzen und ausreichenden Ressourcen, um die komplexen Fälle angemessen zu begleiten. Zudem mangelt es vielerorts an ausreichend verfügbaren psychotherapeutischen Versorgungsangeboten.

Nicolas Galladé, Präsident der Städteinitiative Sozialpolitik, betont: „Die Sozialhilfe kann die Lücken im Gesundheitswesen nicht schliessen. Aber sie kann das Thema psychische Gesundheit stärker fokussieren und ihren Beitrag für eine gute Zusammenarbeit mit dem gesamten Hilfesystem leisten.“

Psychische Versorgung: Bedarf an niederschwelligen Angeboten

Eine der grössten Herausforderungen ist das fehlende Angebot an niederschwelligen und zeitnah verfügbaren Abklärungs- und Therapiemöglichkeiten. Besonders Kinder und Jugendliche sind von der mangelnden Versorgung betroffen, was den Druck auf die Sozialdienste weiter erhöht. Praktisch alle Städte nennen die fehlenden Kapazitäten in der psychiatrischen und psychotherapeutischen Versorgung als grosses Problem.

Armutsrisiken bleiben bestehen

Trotz der insgesamt positiven Entwicklung bei den Sozialhilfequoten bleibt das Armutsrisiko für bestimmte Bevölkerungsgruppen hoch. Besonders oft sind Kinder, junge Erwachsene, Personen ausländischer Herkunft und Einelternhaushalte auf Unterstützung angewiesen. Im Durchschnitt werden in den 14 befragten Städten etwa 23 Prozent aller Einelternhaushalte durch die Sozialhilfe unterstützt.

Émilie Moeschler, Vizepräsidentin der Städteinitiative Sozialpolitik, erklärt: „Wir müssen unsere Anstrengungen fortsetzen, um Armut zu bekämpfen, zum Beispiel durch die Förderung der Berufsbildung und die Vermittlung von Grundkompetenzen.“

Fazit: Positive Trends, neue Herausforderungen

Der Bericht „Sozialhilfe in Schweizer Städten – Kennzahlen 2023 im Vergleich“ zeigt sowohl positive Entwicklungen als auch wachsende Herausforderungen auf. Während die Sozialhilfequoten rückläufig sind, bleiben die Risiken für bestimmte Gruppen bestehen. Zudem muss der steigenden psychischen Belastung der Betroffenen mit geeigneten Massnahmen begegnet werden, um eine wirksame soziale Unterstützung zu gewährleisten.

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