Reflect Orbital plant, Sonnenlicht nachts durch Satelliten auf die Erde zu reflektieren. (Bild: Reflect Orbital)

Ein kalifornisches Start-up will Sonnenlicht auch nachts verfügbar machen. Satelliten mit riesigen Spiegeln sollen das Sonnenlicht in der Dunkelheit auf die Erde reflektieren. Doch das futuristische Projekt von Reflect Orbital steht vor grossen technischen, finanziellen und rechtlichen Herausforderungen

Reflect Orbital, ein Start-up aus Kalifornien, hat sich eine revolutionäre Idee ausgedacht: Mithilfe von Satelliten, die mit grossen Spiegeln ausgestattet sind, soll Sonnenlicht auch nach Sonnenuntergang auf die Erde gelenkt werden. Dies könnte theoretisch den Tag verlängern und eine konstante Energieversorgung durch Solarenergie ermöglichen. Sogar Privatpersonen könnten in Zukunft Sonnenlicht bei Nacht kaufen.

Technische Hürden und Skepsis bei Experten

Lucas Froissart, ein Raumfahrt-Maschinenbauingenieur aus der Schweiz, sieht jedoch grosse Schwierigkeiten bei der Umsetzung. Zwar sei die Idee theoretisch machbar, doch die Realität stelle sich deutlich komplexer dar. „Die genaue Ausrichtung der Spiegel, um das Licht an einen spezifischen Ort wie einen Solarpark zu lenken, wäre enorm aufwändig“, erklärt Froissart. Die Herausforderung, die Position der Satelliten, die Erdrotation und den Sonnenstand perfekt zu synchronisieren, mache das Vorhaben extrem kompliziert.

Kosten und Umweltbedenken

Froissart äussert auch Bedenken hinsichtlich der finanziellen Tragbarkeit des Projekts. Die Kosten für den Start und Betrieb der Satelliten wären immens, während der Nutzen, wie etwa die Verlängerung des Tageslichts um nur wenige Minuten, wahrscheinlich gering bliebe. Zudem könnte das Projekt zu einer erheblichen Zunahme der Lichtverschmutzung führen, was nicht nur Astronomen, sondern auch die Tierwelt beeinträchtigen würde. Die Biologin Eva Knop warnt, dass der Tag-Nacht-Rhythmus von Tieren, Pflanzen und Menschen gestört werden könnte, was weitreichende ökologische Folgen haben könnte.

Rechtliche Fragen bleiben ungeklärt

Neben den technischen und ökologischen Herausforderungen gibt es auch zahlreiche rechtliche Fragen. Philippe Wenker, ein Anwalt mit Spezialisierung auf Weltraumrecht, weist darauf hin, dass die Kommerzialisierung von Sonnenstrahlen Neuland ist. „Der Weltraum ist gesetzlich kaum geregelt“, sagt Wenker und fragt sich, wer die Verantwortung übernimmt, wenn der Service von Reflect Orbital durch Wolken beeinträchtigt wird oder Nachbarn in ihrer Nachtruhe gestört werden.

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